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Bei der Abfahrt vom Värtahamnen. |
Als ich am Freitag aufwache, bin ich gut gelaunt und auch ein wenig aufgeregt, denn heute fahren wir nach Tallinn. Wir sind fünf Mädels und haben ein Last-Minute-Angebot der Siljaline gebucht: Für zwei Nächte auf der Fähre und einen Tag in Tallin bezahlen wir pro 4-Mann-Kajüte nur 100kr. Ein Schnäppchen!
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Der Eingang zur Altstadt. |
Als wir gegen fünf das Schiff betreten, bin ich verblüfft: Das ganze macht einen geradezu luxuriösen Eindruck: Alles glänzt und blinkt. In unseren Kajüten gibt es sogar einen Fernseher. Auf dem Schiff gibt es eine Pianobar und einen Pub - beide mit Livemusik und eine Disko, dazu mehrere Restaurants und eine Art Showtheater. Kurz nach dessen Öffnung sehen wir uns auch den Bordshop an und decken uns mit Cider und Süßigkeiten für den Abend ein. Ich finde spottbillige estnische Schokolade (weiß mit Blaubeer und crisp) und bin happy. Wir essen unser "Abendbrot" (in meinem Fall bestehend aus einem Stück Pizza, viel estnischer Schokolade und Cider) und gehen dann zum ersten Programmpunkt im Theater: Es gibt eine kurze Powerpoint mit Informationen und Tips rund um Tallinn. Danach legen wir eine kurze Lesepause ein, bevor wir uns wieder im Theater einfinden: Hier findet halb 12 eine Vorstellung mit dem Motto "Welcome to the Circus" statt. Wir sind alle beeindruckt von der Professionalität des Ganzen. Es ist eine einstündige Show in der die Tänzer mindestens 3 mal ihre aufwendigen Kostüme wechseln, wärend ein artistisches Clownsduo uns unterhält. Es ist wirklich fast wie im Zirkus. Danach beginnt eine Band zu spielen und wir tanzen ein wenig. Unsere Freude wird allerdings durch die übermäßige Aufmerksamkeit meist betrunkener Herren getrübt. Zum Glück sind wir zu fünft und werden alle unsere Verehrer wieder los. Als die Band aufhört, machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Disko. Dort wird das Tanzen besonders spaßig, denn wir sind jetzt auf der offenen See, was deutlich am Wellengang zu merken ist. Wir bleiben aber nicht allzulange: Schließlich wollen wir uns morgen die Stadt ansehen und fit sein.
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Ein Teil der Stadtbefestigung. |
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Blick auf die Stadt. |
Als wir am nächsten Morgen das Schiff verlassen, sind wir bestens gelaunt - und hungrig. Wir begeben uns also direkt in die Altstadt und auf die Suche nach einem Kaffee. Als wir einen Ort zum Frühstücken gefunden haben, sind wir schon ein gutes Stück gelaufen und haben auch schon einige Fotos gemacht. Die Bedienung in dem kleinen Café scheint sich ehrlich zu freuen, dass im Lokal mal was los ist. Nach dieser Stärkung geht es weiter durch die Stadt. Es nieselt ein wenig, aber trotzdem ist es wunderschön. Wir steigen auf einen Aussichtspunkt und stellen fest, dass wir uns im schönsten Teil der Stadt befinden. Ansonsten scheint Tallinn aus vielen Plattenbauten zu bestehen. Wir schlendern also durch die romantischen Straßen der Altstadt und kommen bald an eine russisch-orthodoxe Kirche. Schon von außen ist sie prachtvoll mit goldenen Heiligenbildern geschmückt, als wir aber den Innenraum betreten, wird der Unterschied zu evangelischen oder katholischen Kirchen noch deutlicher: Das Gotteshaus ist mit viel Gold prunkvoll ausgestattet. Auch die gut riechenden und leicht rußenden Bienenwachskerzen, die die Gläubigen hier anzünden, unterstützen die spezielle, feierliche Stimmung in der Kirche. Wir, die wir beim Betreten der Kirche sorgsam unsere Mützen abgenommen haben, sind allerdings verwirrt, als wir beim Rausgehen eine Frau beobachten, die sich vor dem Reingehen extra ein Kopftuch umbindet. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass eine Kopfbedeckung beim Gebet für Frauen in der russisch-orthodoxen Kirche üblich ist, was auf eine Aussage Paulus´ zurückgeht.
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St. Nikolaikirche. |
Kurz darauf kommen wir an der alten Stadtmauer an. Die kann man gegen einen kleinen Obulus (30 estnische Kronen, also nicht ganz 2 Euro) auch begehen. Leider haben wir aber noch keinen Bankautomat gefunden und es ist nicht möglich, mit Karte zu zahlen. Bald darauf betreten wir den Rathausplatz (Raekoja plats) - Das Zentrum des alten Tallinn. Hier gibt es auch einen Bankautomaten und ich halte endlich estnisches Geld in den Händen. Nächste Station ist das Olde Hansa: In diesem nur mit Kerzen beleuchteten Restaurant kann man mittelalterliche Mahlzeiten bestellen. Ich ordere einen gewürzten Wein des Hauses und ein Gericht mit Lachs. Die leckeren Speisen werden in altertümlichen Bechern und Tongeschirr gereicht.
Nach dieser Stärkung gehen wir zurück zur Stadtmauer und besichtigen sie mithilfe unserer neuerworbenen Kronen. Eine lohnende Investition!
Im Anschluss schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt, bevor wir uns gemütlich auf den Rückweg machen. Bevor wir wieder aufs Schiff gehen, kaufen wir noch ein wenig ein: Neben einem kleinen Abendessen kommen natürlich Wein und Schokolade in den Einkaufskorb. Schließlich müssen wir doch die günstigen Preise ausnutzen. Zu meiner großen Erheiterung bekomme ich an der Kasse einen Zwei-Kronen-Schein als Rückgeld - umgerechnet etwa 16 cent ;) Diese allerletzten estnischen Kronen geben wir später auf der Fähre für einen Kaffee aus. Abends ist dann auch wieder eine Tanzshow - sogar mit anderem Programm als auf der Hintour. Auch an diesem Tag tanzen wir danach noch ein wenig und bekommen von einem dicken Herrn um die 50 ein etwas fragwürdiges Kompliment: "You dance like niggers!...You know, they have the rythm in their blood." Da die Musik aber an diesem Tag nicht ganz so gut ist und um weiteren Annäherungsversuchen zu entgehen, begeben wir uns diesmal etwas früher ins Bett.
Am nächsten Vormittag kommen wir dann wieder in Stockholm an. Nachdem wir zu Hause gemütlich gebruncht und viel Kaffee getrunken haben, begeben meine Mitbewohnerin und ich uns nach Kungshamra - in den angeblich größten IKEA der Welt. Allerdings kommt er uns gar nicht so monströs vor. Trotzdem wird es ein netter Ausflug, zumal man hier einen Kaffee und ein Kanelbulle für nur 5 kr bekommen kann. ;)
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Die Speisekarte des Olde Hansa. |
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Die Stadtmauer. |