Mittwoch, 29. September 2010

24. Sept: Aktion!

Donnerstag gehe ich wieder zum Sport. Auf dem Weg dorthin haben ein paar Jungs in der Bahn ihr Handy auf extralaut gestellt. Kurz bevor diese Handyprolls anfangen, mir auf die Nerven zu gehen, höre ich etwas interessantes: In dem Gangsterrap, den sie hören, geht es um mein Viertel! Was es nicht alles gibt! ;) Natürlich guck ich mir das zu Hause noch mal genauer an. Für alle, die interessiert an "meinem Block" sind: http://www.youtube.com/watch?v=NdHpSJsV9lI

Mecklenburg ist nur 20min von der Uni entfernt.
Freitag habe ich dann etwas mehr vor. Um drei treffe ich mich wieder mit meinem Mentor. Wir treffen uns an der T-banastation Bergshamra und gehen in einem großen Bogen zur Universität. Statt wie geplant durch den Hagapark zu laufen, gehen wir einen anderen Weg. Er führt uns erst am Ufer des Lilla Värtan entlang. Dort hat meinen einen schönen Blick auf Solna (der Ort gehört nicht zu Stockholm, aber das ist wohl nur eine verwaltungstechnische Angelegenheit: Faktisch hört das Stadtgebiet nicht wirklich auf). Selber befinden wir uns auf einem kleinen Waldweg. Mal wieder in der Stadtwildnis.
Als wir schließlich den Uferweg verlassen, kommen wir in eine Wald- und Wiesenlandschaft. Hier gibt es sogar eine kleine Allee! Jetzt fühle ich mich nicht nur, als wäre ich auf dem Land, sondern sogar, als wäre ich irgendwo in Mecklenburg. Das ist ein bisschen, wie in Berlin Karls Erdbeeren zu essen: Ein kurzer Moment süßer Wehmut. Ein paar hundert Meter weiter gibt es sogar Kühe!
Leservoting: Wie wollen wir sie nennen? ;)
Das letzte Stück bis zur Uni ist dann eher wie eine Parklandschaft: Auf einer von Wegen durchzogenen grünen Wiese stehen ab und an ein paar vereinzelte Bäume. Jetzt weiß ich auch, wo all die Hundebesitzer hin wollten, die ich beim Überqueren des Campus gesehen habe. ;) Wir aber haben ein anderes Ziel: In der Uni lassen wir uns in einer kleinen Sitzecke nieder und essen erstmal. Das ist nach unserer Wanderung auch dringend nötig. Mein Mentor hat Salat und Brötchen dabei und ich spendiere den Kaffee. Nach diesem Mahl bleiben wir noch eine Weile sitzen und quatschen. Dann aber muss ich los, denn heute ist noch ein weiteres Highlight geplant: Meine Mitbewohnerin und ich gehen aus!

Die spinnen, die Skandinavier.
Wir treffen uns zu Hause und planen unsere Tour. Dann geht´s los: Wir fahren zum Medborgarplatsen auf der Insel Södermalm und suchen nach einer schönen Bar, denn die, in die wir eigentlich wollten, ist bereits knackenvoll. Allerdings dauert unser Suche nicht lange - bereits auf der nächsten Straßenseite werden wir fündig: Für nur 20kr Eintrittsgeld betreten wir die gemütliche "Underbara Bar" in der Östgötagatan. Sie ist Restaurant, Bar und Disko in einem. Das gibt es in Schweden öfter. Mein Mentor hat mir auch erzählt, wieso: Hier ist eine Lizenz zum Ausschenken von Alkohol daran gekoppelt, dass man auch etwas zu essen anbietet. Ab elf soll dann auch der Dancefloor geöffnet werden. Wir holen uns erstmal einen Cocktail und setzen uns in den gemütlichen Restaurantteil. 2 Stunden und ein Getränk später sind wir von einem angeheiterten Schweden schon mehrmals zum Tanzen aufgefordert worden. Wir folgen der Aufforderung - allerdings in der anderen Ecke des Saals. ;)
Nächtliches Södermalm.
Der DJ ist gut und schafft es, dass wir mehr als zwei Stunden durchtanzen. Außerdem haben wir schnell Gesellschaft. Eine Gruppe Engländer(?) in Karohemden tanzt mit uns. Gemeinsam rocken wir die kleine Tanzfläche. Irgendwann brauchen aber auch wir eine Pause und landen auf einem der gemütlichen Sofas im Foyer. Schnell bekommen wir Besuch von einem angeheiterten Griechen, der uns - warum auch immer - einen Vortrag über Toleranz hält. Oft verwendeter Satz in der Rede: "..but I don´t like Turks!" Als ihm dann irgendwann bewusst wird, warum wir so komisch gucken, setzt er hinzu  "..I have to say that, I´m Greek." Nachdem er sich diese tiefsinnigen Gedanken von der Seele geredet hat, geht er wieder. Als nächstes bittet uns ein Schwede um Zigaretten. Auch er ist schon gut durch und versucht unnötiger Weise mit uns englisch zu sprechen. Ein Unterfangen, dass zu unserem großen Erstaunen ziemlich misslingt. Offenbar gibt es auch junge Schweden, die kaum Englisch können.
Als wir uns gerade wieder zur Tanzfläche begeben wollen, geht die Musik aus. Nach und nach verlassen die Gäste den Club, hinter ihnen die freundlichen, aber bestimmten Security-Leute. Die Bar schließt um 2. Ein bisschen überrumpelt von diesem abrupten Ende gehen auch wir. Da wir noch etwas Zeit haben, bis die Bahn kommt, schlendern wir eine Weile durch das nächtliche Södermalm und ich beschließe, mir diesen schönen Stadtteil nochmal bei Tageslicht anzusehen.
Als wir dann schließlich auf dem Bahnsteig stehen, ist dieser voll mit Nachtschwärmern wie uns. Wir haben Hunger und wollen uns an einem der Automaten eine Kleinigkeit kaufen. Während wir noch davor stehen und überlegen, was wir nehmen, zieht der Typ am Nachbarautomaten unsere Aufmerksamkeit auf sich. "Jag kan trolla!" ruft er und wedelt mit einer Tüte Studentenfutter. Dann erzählt er uns, warum er zaubern kann: Während er vor dem Gerät stand um ein Getränk zu kaufen, fiel die Tüte zufällig aus dem Behälter. Er fragt uns, was wir denn haben wollten und versucht anschließend, mystisch mit den Händen an der Scheibe des Automaten kreisend, unser Knäckebrot hervorzuzaubern. Seltsamerweise passiert gar nichts ;) Ich frage ihn,ob er seine Gratisnüsse mit uns teilt und er schenkt uns die ganze Tüte. Als ihm aufgeht, dass wir aus Deutschland kommen, ist er völlig verwirrt "Why do you speak swedish? German people just don´t do that!.." Wir schon, allerdings bekommen wir in den zwei Stationen, die wir noch zusammen fahren keine zusammenhängende Konversation mehr zusammen. Irgendwie haben wir seinem berauschten Kopf den Rest gegeben. Aber wenigstens haben wir Nüsse und müssen nicht hungrig ins Bett.;)

Sonntag, 26. September 2010

22. Sept: Der Mentor

Abgesehen von der Aufregung um das Wahlergebnis beginnt die neue Woche ganz normal. Am Dienstag gehe ich nach der Uni noch mit ein paar Mädels zum Sport. Da der Kurs, den wir eigentlich machen wollten krankheitsbedingt ausfällt, landen wir in einem 75 minütigen Spinningkurs. Die Dame an der Reception kommentiert unsere erschreckten Gesichter mit den aufmunternden Worten "Folk brukar överleva..." Sie hat recht, obwohl alle gut schwitzen und am Ende ziemlich fertig sind,  fällt keiner tot vom Rad - ein Erfolg! :D

Am Mittwochabend wird es dann wieder spannend: Ich und 8 weitere Mentis treffen unseren Mentor. Dieser von der Fachschaft zugeteilte Freund soll uns Austauschstudenten helfen, uns in Schweden zurechtzufinden und ein Kontakt zur schwedischen Gesellschaft sein. Für mich ist er vor allem eine Chance endlich mal regelmäßig außerhalb der Uni schwedisch zu sprechen.
Alex macht einen netten ersten Eindruck und wir gehen gemeinsam in einen der Studentenpubs auf dem Unigelände. Wir sind eine gute Gruppe und jeder quatscht mit jedem. In dem Pub gibt es zu meiner großen Freude auch wieder Gratissuppe. Mein Mentor bemüht sich währenddessen, mit jedem mal zu sprechen. Da in der großen Gruppe nicht alle schwedisch können, reden wir die meiste Zeit englisch, aber Alex und ich machen aus, uns am Freitag nochmal zu zweit zu treffen, damit ich mein Schwedisch trainieren kann.
Bald ist der Pub brechend voll. Die Musik und die vielen Menschen machen die Konversation zunehmend anstrengend. Wir müssen uns anschreien und genau zuhören um einander zu verstehen. Gegen elf bin ich dann totmüde und verlasse den Pub. Vor der Tür stehen die, die jetzt erst reinwollen Schlange.

Kunst statt Stempel: In den Studentenpubs wird man am Einlass bemalt

19. Sept: Wahl

Am 19. September ist Wahl in Schweden. Schon seit ich hier angekommen bin, hängen überall Plakate und der Weg zur Uni gleicht einem Spießrutenlauf vorbei an den Ständen der Parteien. Mitlerweile habe ich wohl jedem der Werber schon dreimal erklärt, dass ich gar nicht wählen darf. Nun ist es aber endlich soweit und die Schweden müssen sich entscheiden. Wie die Krake vorausgesagt hat, gewinnen haarscharf die bürgerlichen Parteien - vielleicht ist am Okrakel doch was dran? ;) Jedoch schafft es auch die rechtspopulistische Partei Sverigedemokraterna ins Parlament - 5,7% der Schweden haben für eine Partei gestimmt, die die nationale Identität Schwedens durch die Einwanderer bedroht sieht und in ihnen den Ursprung für Kriminalität und andere gesellschaftliche Probleme sieht. Ein ziemlicher Schlag für mich, die immer dachte, dass die Welt in Schweden noch in Ordnung ist. Nicht die Einwanderer sondern solche Ansichten bedrohen unsere Gesellschaften! Ein ähnliches Echo fand dieses Ergebnis auch in den schwedischen Medien. Ich hoffe, dass die Entrüstung der Schweden bis zur nächsten Wahl anhält und eine Wiederwahl der Rechten verhindert wird.

Freitag, 24. September 2010

18. Sept: Markttag

Heute ist wieder eine kleine Stadterkundung angesagt: Meine Mitbewohnerin und ich haben uns vorgenommen, heute die Markthallen Stockholms zu besuchen. Zuerst fahren wir zum Hötorget. Dort ist auf dem Platz vor der Markthalle auch schon einiges los: Überall stehen Obst- und Gemüsehändler herum und buhlen um die Aufmerksamkeit der Kunden. Als wir vor einem Stand mit Pilzen länger stehenbleiben, werden wir sofort vom südländischen Verkäufer angesprochen - oder besser angeschrien. Nachdem wir die unbefriedigende Antwort gegeben haben, dass wir erstmal nur gucken, versucht er uns durch ein Gespräch für sich zu gewinnen. Wo wir denn herkämen? Ach ja, Deutschland, wie schön, schließlich war er ja auch schon mal in Berlin.....
Wir eisen uns los und setzen unseren Weg durch das Marktgetümmel fort. Sobald wir etwas länger in die Richtung der Stände sehen, werden wir auch schon angerufen: "Tjejer!!  Tjejer!!"
Als wir in die Markthalle kommen, sind dort ebensoviele Menschen, aber die Verkäufer sind nicht so aufdringlich. Wir stöbern in den Pralinen und Gewürzständen herum und betrachten die üppigen Auslagen der Fleischer (hier gibt es sogar frisches Elchsteak), Fischhändler und Bäcker. Auch an Futterbuden mangelt es nicht.
Als wir nach einiger Zeit die Markthalle verlassen, beginnt es zu regnen. Nachdem wir uns durch zwei Deko- und Krimskramsläden gewühlt haben und es immernoch regnet, geben wir unseren Plan, zu Fuß zur Saluhallen am Östermalmstorg zu gehen, auf und fahren mit der T-bana. Die Markthalle dort ist ähnlich wie die am Hötorget, allerdings gibt es hier mehr Gastronomie. Eine der Küchen in der Halle hat sogar einen Michelin-Stern! Uns ist es jedoch etwas zu wuselig und ungemütlich zum Essen und wir beschließen daher, woanders einen Kaffee zu trinken. Da es allerdings immernoch in Strömen regnet, wir mittlerweile nasse Füße haben und es an allen überdachten Stellen in der Innenstadt unangnehm voll ist, kommen wir damit nicht soweit und ändern den Plan: Wir kochen stattdessen zu Hause und verbringen den Rest des Tages gemütlich in unseren Kuschelsocken ;)

Donnerstag, 23. September 2010

14. bis 17. Sept: Nothing special

Am nächsten Tag fliegt mein Freund wieder los. Ich bringe ihn zum Hauptbahnhof und gehe dann zur Uni. Den Rest der Woche verbringe ich damit, Hausaufgaben zu machen und die Kursliteratur zu lesen. Außerdem sind Testtage beim Unisport. Ich probiere mit ein paar deutschen Mädels erst den Stepaerobickurs und dann Spinning aus. Das beste: Die Sauna ist mit drin! Zwar gibt es leider keinen Ruheraum, aber einen Gang nach dem Sport zu machen ist trotzdem cool. Zu meinem Schwedischkurs am Freitag habe ich dann auch prompt kräftigen Muskelkater. Ein weiteres Highlight der Woche: ich schaue mir im Internet die Castings von Idol (Schweden sucht seinen Superstar) an und habe viel Spaß dabei.

Mittwoch, 22. September 2010

13. Sept: Regen in Stockholm

Am nächsten Morgen ist der Himmel grau. Wir fahren zuerst zur Uni, denn ich muss ein Buch abgeben und einiges ausdrucken. Als wir fertig sind, regnet es in Strömen. Wir beschließen deshalb, einfach ins Kino zu gehen und so dem schlechten Wetter zu entfliehen. Das Snackangebot im Kino ist für meinen Freund allerdings eine Enttäuschung - er muss auf sein geliebtes süßes Popcorn verzichten, denn hier gibt es den Knabberkram nur gesalzen. Stattdessen besorgen wir schnell eine Tüte Chips und gucken Inception - in der Originalversion mit schwedischen Untertiteln.

12. Sept: Schloss und Carolina Rediviva

Das Schloss in  Uppsala.
Den nächsten Tag beginnen wir mit Schokomilch und Keksen: Um unser Budget zu schonen, haben wir unser Frühstück heute im Supermarkt besorgt und mampfen auf einer Bank in der nach dem Fest gestern erstaunlich ruhigen und aufgeräumten Innenstadt vor uns hin. Danach begeben wir uns zur Carolina Rediviva - der Universitetsbibliothek Uppsalas. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Abstecher zum Schloss und umrunden es. Danach drehen wir eine kleine Runde durch den Botanischen Garten, in dem einige verrückte Skulpturen stehen.
Dann endlich ist es soweit: Wir gehen in die Bibliothek und betrachten die dort ausgestellten alten Handschriften. Total faszinierend! In einem eigenen Raum, in einer Art Schrein, steht das Heiligtum der Ausstellung: eine Silberbibel aus dem 5. -6. Jahrhundert. Sie ist in gotischer Sprache verfasst und mit silber- und goldfarbener Tinte auf purpur eingefärbtes Pergament geschrieben. Ein Prachtstück! Obwohl die Ausstellung recht klein ist, halten wir uns eine ganze Weile auf und bewundern die alten Schriften und Drucke.

Nach diesem Museumsbesuch stellen wir fest, dass wir noch fast 2 Stunden Zeit haben, bevor unser Zug zurück nach Stockholm fährt. Da die Geschäfte hier auch am Sonntag geöffnet haben, erkunden wir die Shoppingmeile Uppsalas und stöbern in den verschiedenen Läden herum, bevor wir uns zum Bahnhof begeben. Zurück in Stockholm fahren wir in die WG und kochen Spaghetti. Da meine Mitbewohnerin auch grad deutschen Besuch hat, wird es ein schöner Gesellschaftsabend: Wir quatschen, naschen und lachen bis spät in die Nacht.

Codex Argenteus - Die Silberbibel.

10. und 11. Sept: Uppsala

Fyrisån und der Dom von Uppsala.
Kaum sind wir zurück in Stockholm, fahren wir auch schon wieder los: Mit dem Bus geht es ab nach Uppsala. Dort angekommen, bringen wir unsere Sachen in die Jugendherberge und machen dann einen kleinen Abendspaziergang durch die Stadt. Der ganze Ort scheint nur aus Studenten zu bestehen. Ich bin beeindruckt von der großen Anzahl der Fahrräder, die überall herumstehen und fühle mich von den allgegenwärtigen Fahrradfahrern auf den Wegen latent bedroht. ;) Am Ende landen wir, dem Tip unseres Reiseführers folgend im "Peppar Peppar", einem kleinen aber feinen Restaurant. Das Essen ist teurer als geplant, aber sehr lecker. Danach sind wir so vollgefuttert, dass wir nur noch nach Hause in die Jugendherberge gehen und ein wenig fernsehen.

In Uppsala färben sich die Blätter nicht rot sondern pink. ;)

Den nächsten Tag beginnen wir mit einem Abstecher zur Touristeninfo. Da wir uns die Innenstadt ja gestern schon angesehen hatten, wollen wir heute ein Stück raus. Wir finden einen Flyer über einen Pilgerpfad nach Gamla Uppsala und gehen los: Vom Dom aus - übrigens das höchste Kirchengebäude Skandinaviens - führt uns der gut ausgeschilderte Weg zunächst am idyllischen Ufer des Flusses Fyrisån durch die Stadt, bevor wir nach einem Stück durch neuangelegte Vororte der Zivilisation entkommen - wir befinden uns nun in einer offenen Wald- und Wiesenlandschaft und besteigen den höchsen Hügel des Gebietes, von dem aus man die näherere Umgebung überblicken kann. Wir sind nicht allein: auf unserem Weg treffen wir viele Jogger und Fahrradfaher - und zu meiner großen Freude: Schafe! ;)
Der Stadt entkommen.
Blick auf die Grabhügel von Gamla Uppsala.
Nach einem knapp dreistündigen Spaziergang erreichen wir das Örtchen Gamla Uppsala. Vor dem Dorf gibt es ein paar große Grabhügel. In Gamla Uppsalas Kirche, die das Ziel unserer "Pilgerreise" darstellt, findet gerade eine Hochzeit statt, sodass wir sie uns leider nicht von innen ansehen können. Wir kaufen uns ein Eis und beginnen nach einer kleinen Dorferkundung unseren Rückweg. Zurück in Uppsala stellen wir fest, dass die ganze Stadt voller Menschen ist - es ist Kulturnacht und von überall her dröhnt Musik. Da es uns nicht gelingt, uns ein Programm zu besorgen, bevor die sich überlagernden verschiedenen Musikstücke und die Menschenmassen uns zu nerven beginnen, beschließen wir, in dem Restaurant der Jugendherberge erstmal Pizza essen zu gehen. Zu unserer großen Freude sind die Pizzen dort selbstgemacht, groß und schmecken so gut wie sie duften. Und das alles ab 75kr. Da kann man  nicht meckern! Als wir uns dann gegen 9 die Frage stellen, ob wir uns nochmal zurück ins Getümmel stürzen, ist die Antwort absehbar - wir können uns nicht mehr aufraffen und machen uns lieber einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher.

Sonntag, 19. September 2010

9. und 10. Sept: Auf nach Åland

An der Kaikante.
Den nächsten Tag beginnen wir mit einem Bummel durch Gamla Stan, wo wir entspannt durch die romantischen Gässchen schlendern. Natürlich essen wir auch ein Eis bei Ben & Jerry´s ;) Auf einem kleinen Abstecher auf der Insel Riddarholm haben wir einen schönen Blick auf die Stadt und das Rathaus. Das motiviert uns, noch ein Stück weiter zu laufen und uns das Rathaus von nahem anzusehen. Dort scheint eine Art Abschlussfeier stattzufinden, denn überall laufen junge, fein angezogene Leute mit ihren ebenfalls schick gemachten Familien herum. Wir setzen unseren Spaziergang noch ein wenig an der Kaikante fort, bis wir umkehren müssen - bald kommt unser Schiff.

Eine Zusammenfassung des Bordshops. ;
Wir treffen uns mit einer Freundin, die uns über ihren Mitbewohner Karten für eine Fahrt nach Åland besorgt hat. Als ich das Schiff der Gesellschaft Viking Line sehe, bin ich erstaunt: Es ist deutlich größer als ich erwartet hatte. Irgendwo zwischen Fähre und Kreuzfahrtschiff. Wir beziehen unsere Kabine und gehen dann auf Deck, denn es ist warm und sonnig. Nachdem wir uns eine Weile den Wind um die Nase wehen lassen und das Vorbeigleiten an Stockholm genossen haben, gehen wir nach unten. Der Mitbewohner führt uns zum Tax Free Shop, der in 3min öffnet. Davor steht eine imponierende Anzahl von Menschen, alle startbereit, teilweise mit Trolleys oder großen Tüten. Mich beschleicht die Ahnung, kurz vor der Hauptattraktion der Fahrt zu stehen ;) Als der Shop dann wirklich öffnet, ist er sofort rappelvoll. Während uns Deutsche die Preise eher schocken, machen die Schweden und Finnen das Schnäppchen ihres Lebens. Vor allem alkoholische Getränke werden in Massen aus dem Laden geschleppt. Wir begnügen uns mit einer Flasche Wein (mit 55kr einer der billigsten..) und ein paar Süßigkeiten. Danach beschließen wir in einem der Bordrestaurants essen zu gehen. Wir entscheiden uns für das Büffet, müssen darauf aber noch eine Weile warten. In dieser Zeit erkunden wir das Schiff und finden die zwei Diskos, das Casino und den Pub. Auch einen Spabereich gibt es hier, aber leider ist die Sauna so teuer, dass wir es uns schnell anders überlegen.
Sonnenuntergang in den Schären.

Nach dem Essen beginnt die Partynacht auf dem Schiff - es gibt Karaoke, Coverbands - und offenbar reichlich Alkohol. Während mein Freund sich im Casino vergnügt (und sogar gewinnt ;) sitzen wir Mädels gemütlich mit unserem Wein in einer Sitzecke und beobachten die Passagiere, die mit immer unsichereren Schritten an uns vorbeilaufen. Gegen ein Uhr treffen wir Jesper. Er begrüßt uns freundlich lallend und plumpst neben uns auf einen Sessel. Nach einer kurzen Unterhaltung ("What are you doing here? - We sit.") kommt er zur Sache: Ob wir denn nicht unseren Wein mit ihm teilen würden? Als er von uns beiden insgesamt vier Neins zu hören bekommen hat, geht er und fällt einem ebenfalls schwankenden Passanten in die Arme. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? ;)
Als um kurz nach 6 der Wecker klingelt, haben wir nur 4 Stunden geschlafen. Dass ist nicht viel, aber wir wollen uns Åland natürlich nicht entgehen lassen. Wir haben nun in Mariehamn 2 Stunden Aufenthalt und sehen uns bei schönstem Morgensonnenschein das kleine Städtchen an. Um diese Zeit sind wir fast die einzigen dort, denn nicht viele von unserem Schiff hatten Lust oder waren fit genug, es zu verlassen. Wir sehen uns den Stadtkern und den Hafen der Stadt an und müssen viel zu schnell wieder zurück zum Boot. Dort erwartet uns ein großes Frühstücksbüffet, dass mich dazu verleitet, Unmengen von Eierkuchen zu essen. Während die anderen anschließend aufs Deck gehen, machen mein Freund und ich noch ein Nickerchen, bevor wir uns zu ihnen gesellen. Gegen halb vier treffen wir wieder in Stockholm ein.
Schafe in Mariehamn!!!


Der Hafen von Mariehamn.

Freitag, 17. September 2010

Einschub: 17. Sept: auf der Suche nach Motivation

Liste der Dinge, die ich getan habe, bevor ich heute mit Finnisch anfing:

-Hefter beschriften
-Papiere ordnen
-bloggen
-email
-studi
-eine folge idol ansehen
-rumsitzen
-kochen und essen
-“another sad song“ von youtube runterladen
-cappuccino trinken
-alle meine Stifte anspitzen
-diese Liste anfertigen
....

jetzt aber!!

8. Sept: Skansen

Slussen vom Katharinahissen aus.



Wir schlafen aus und frühstücken ganz gemütlich, bevor wir uns auf in die Stadt machen. Wir steigen Slussen aus und gehen die Treppe zum Katharinahissen hinauf. Von dort hat man einen schönen Ausblick über die Stadt.






Die Glasbläserei.


Nach dem Abstieg nehmen wir ein Boot, dass uns zur Insel Djurgården fährt. Dort verbringen wir den Rest des Tages im Freilichtmuseum Skansen. Wir wandern durch ein großzügig angelegtes Parkgelände, in dem alte Häuser und Lebensformen aus ganz Schweden ausgestellt sind. In einem alten Stadtviertel kann man Glasbläser und Bäcker beobachten.







Die Rentiere werden bald ihre Geweihe abwerfen.



Es gibt auch einige Tiere zu bewundern: Wir sehen Robben, Elche, Wölfe, Bären, Luchse und Rentiere. Vielfraß und Otter verstecken sich jedoch vor uns. Auch die Tiere im Aquarium sehen wir nicht, denn wir sind zu geizig, den Extra-Eintritt dafür zu zahlen.


Mal wieder ein Beweis. ;)
Als wir am frühen Abend das Museum verlassen, entschließen wir uns, noch ein wenig die Insel Djurgården zu erkunden. Unser Plan wird von einer kleinen Brücke durchkreuzt, die wir am Ufer entdecken. Dort, am scheinbar entlegensten Ort Djurgårdens steht ein kleiner Imbisswagen, der mit Thailändischer Küche wirbt. Da wir noch nicht hungrig sind, beschließen wir zu ergründen, ob denn auf Beckholmen, der Insel am anderen Ende der Brücke potenzielle Kunden wohnen. Zwar gibt es dort wenig Wohnhäuser, aber die Insel ist Standort einer Werft. Somit wäre das Rätsel um den Imbiss am Ende der Welt gelöst ;)


Industriekunst auf Beckhholmen.
Nach diesem Ausflug und einem stärkenden Abendessen im Steakhaus machen wir uns auf den Weg zum nächsten Abenteuer: Wir gehen in dei Absolut Icebar! Am Eingang bekommen  wir witzige Wintercapes zum Schutz gegen die Kälte verpasst - dann geht es los. Wir durchschreiten zwei schwere Türen und eine Art Windfang, bevor wir das Lokal betreten. Es ist etwas kleiner als ich dachte, aber komplett aus teilweise kunstvoll gestaltetem Eis. In unsem Eintrittspreis von 170kr ist ein Begrüßungscocktail mit drin - natürlich sind auch die Gläser aus Eis. Total cool! ;) Nach einer Weile setze ich die Kapuze des Mantels auf - nun sehe ich wirklich aus wie ein Teilnehmer einer Arktisexpedition - nur etwas fröhlicher.

Nahrungskette in Eis.

Donnerstag, 16. September 2010

5. bis 7. Sept: Uni

Sonntag und Montag verbringe ich damit, mich für die Uni vorzubereiten. Vor allem meinem für Unsummen erworbenen Finnischbuch widme ich viel Aufmerksamkeit. Montagabend findet dann der Kurs statt. Erkenntnis: das wird hart. Zwar gelingt es mir, den roten Faden zu behalten, aber spätestens als ich versuche, gleichzeitig von der Tafel abzuschreiben und zuzuhören verliere ich die Details. Wie zum Ausgleich lerne ich Mari kennen, die eine finnische Mutter hat. Wir verstehen uns gut und sie bietet mir ihre Hilfe an. Bei der nächsten Sitzung tauschen wir dann unsere Kontaktdaten.
Dienstag habe ich einen vollgepackten Unitag, bevor ich abends meinen Freund vom Bahnhof abhole. Dementsprechend unternehmen wir nichts mehr sondern planen ganz gemütlich zu Hause unsere gemeinsame Zeit.

Lieber Papa...
..dieses Bild ist für dich. ;)

Dienstag, 14. September 2010

4. Sept: Vaxholm

Im Festungshof.
Es ist wieder Samstag und meine Mitbewohnerin und ich starten zu mittlerweile gewohnt früher Zeit unseren Ausflug. Heute geht es auf die Insel Vaxholm. Wir nehmen um zehn das Touristenboot vom Strömkajen und fahren etwas mehr als eine Stunde durch die Schären, bis wir die Insel und die Festung sehen. Diese liegt noch einmal auf einer eigenen kleinen Insel.


Selbst die Dixies werden hier mit Liebe dekoriert.
Als erstes schauen wir uns den kleinen Ort Vaxholm an. Ihm ist deutlich anzusehen, dass sich hier im Sommer viele Touristen hinverirren. Danach wollen wir uns die Festung Vaxholm ansehen. Vorher muss ich aber unbedingt noch etwas essen - wir landen im Pressbyrå und ich kaufe mir ein leckeres Sandwich mit Rentierfleisch drauf. Dann suchen wir uns ein Boot zur Nachbarinsel. Obwohl es kaum mehr als 200m sind, die die beiden Inseln  trennen, gibt es keine Brücke und wir sind für unsere Tour dorthin wieder 50kr los. Dort angekommen, stellen wir fest, dass gerade eine Führung durch das Museum der Festung beginnt. Das gibt den Ausschlag: Wir bezahlen nochmal und schließen uns der kleinen Gruppe an. Ein sympathischer älterer Herr berichtet uns nun mit viel Energie von der Geschichte der Festung und ihrer strategischen Bedeutung durch die Jahrhunderte.
Anschließend umrunden wir die Festung und steigen auf den Turm der Anlage, von dem aus man einen schönen Blick hat. Als wir mit der Besichtigung fertig sind, verpassen wir knapp unser Boot zurück. Ich beschließe die Zeit sinnvoll zu nutzen, und nehme ein Fußbad. Schließlich bin ich in Stockholm noch gar nicht im Wasser gewesen! Als ich meine Füße eintauche, kommt mir die Erkenntnis, dass das wohl auch wahrscheinlich nicht mehr passiert - es ist schweinekalt! ;)

Ruhe.
Als wir dann wieder zurück auf der Hauptinsel sind, entschließen wir uns, den Hafen von Vaxholm und die vielen Touristen hinter uns zu lassen und die Insel zu umrunden. Auf einem kleinen Uferweg kommen wir dann auch bald in ruhigere, naturnahe Gefilde. Es ist richtig idyllisch. An einem kleinen Campingplatz kommen wir mit einem Schweden ins Gespräch, der gerade den Grill fürs Abendessen vorbereiten will. Unser Versuch, die Insel am Ufer zu umrunden scheitert jedoch, denn auf der Nordseite gibt es keinen entsprechenden Weg. Wir sind trotzdem lange unterwegs und entsprechend müde, als wir schließlich in den Bus steigen und zurück nach Hause fahren.

30. Aug - 3. Sept: Die erste Uniwoche

Unter der Brücke. ;)
Die Woche beginnt mit einer Einführungsveranstaltung für meinen Schwedischkurs. Als ich dorthin gehe, fällt mir eine Ansammlung Zelte auf einer Wiese mitten im Campus auf. Ein gelber Aufsteller verkündet: "Camping for homeless students". Darunter prangt in betont fröhlichen Großbuchstaben die Aufforderung "Join in!" - Mal wieder bin ich unendlich froh, dass ich schon eine Wohnung habe und bemitleide die, die nicht so viel Glück hatten.
Am Dienstag findet dann ebenfalls eine Einführungsveranstaltung für meinen Finnischkurs statt. Ich habe mir eine Erkältung eingefangen und bin deshalb froh, dass ich Mittwoch frei habe und zu Hause bleiben kann. Am Donnerstag hole ich dann meine letzten Formulare von Britt ab und nehme danach an einer Bibliotheksführung  teil. Als ich danach noch eine Weile in der Bibliothek stöbere, muss ich feststellen, dass die Bücher, die ich zur Vorbereitung meines ersten Kurses brauche alle ausgeliehen sind. Lediglich in einer Teilbibliothek gelingt es mir, zwei der Bücher zu finden. Also mache ich mich auf zum Campus Konradsberg. Just als ich dort aus der T-bana steige, beginnt es zu regnen..
Blick auf die Stadt.
Nachmittags begebe ich mich mit de Büchern im Gepäck wieder zu meinem Teil der Uni, denn dort soll es ab 15 Uhr eine kleine Semesterbeginnsparty geben. Wir sind um 4 da. Wie angekündigt gibt es kostenlose - sehr leckere - Suppe, ansonsten ist aber nichts los. Ich beschließe nicht hier herumzusitzen, bis die Party irgendwann (vielleicht) beginnt, sondern fahre nach Hause.
Auf dem Weg habe ich eine Idee: ich steige Gullmarsplan aus und laufe zu Fuß über die Brücke dort. Den Ausblick, den man sonst von der T-bana aus hat, habe ich jetzt auch, allerdings nehme ich mir Zeit, ihn zu genießen und mache einige Fotos, während ich einmal auf der linken und einmal auf der rechten Straßenseite die Brücke überquere.
Freitag ist die erste Sitzung meines Schwedischkurses. Es geht um das schwedische Lautsystem und unser Lehrer gibt sich alle Mühe uns jeden Laut - und auch die Verfälschungen, die Nichtmuttersprachler ihm antuen können - vorzuführen. Das ist sehr unterhaltsam und die Stunde vergeht wie im Flug.
Die Bahn kommt.

Montag, 6. September 2010

29. Aug: Gripsholm

Abfahrt aus Stockholm.
Die Kohle hinterlässt ihre Spuren.










Bereits um 10 Uhr sitzen wir startbereit auf der S/S Mariefred. Das Schiff soll uns innerhalb von 3,5 Stunden in den gleichnamigen Ort bringen. Dort befindet sich auf einer kleinen Insel das Vasaschloss Gripsholm. Es geht los und der kohlebetriebene Dampfer trägt uns mit rumpelnden Maschinen durch den Mälaren. Nach einer Weile verlassen wir das Stadtgebiet und befinden uns in einem Wirrwarr aus kleinen und größeren Inseln. Es weht ein frischer Wind. Wir sind froh, uns heute wärmer angezogen zu haben und holen uns an der Bordbar eine heiße Schokolade. Den letzten Teil der Reise verbringen wir im Innenteil des Schiffes, von wo wir duch die Panoramafenster bequem hinaussehen können. Kurz vor Mariefred treibt es uns jedoch wieder an Deck, um die ersten Ausblicke auf den Ort und das Schloss zu erhaschen.
Das Vasaschloss Gripsholm.
Blick aus dem Schlossfenster.













Als wir aussteigen, beginnen wir eine kleine Fotoorgie, denn zeitgleich mit uns ist auch die historische Eisenbahn angekommen, die zwischen Läggesta und Mariefred verkehrt. Leider habe ich selbst meinen Fotoapparat vergessen, deshalb teilen meine Mitbewohnerin und ich uns ihre Kamera. Nach einer kleinen Wanderung durch das verschlafene Örtchen begeben wir uns zum Schloss der Vasakönige. Wir Studenten zahlen nur 40kr Eintritt - dafür kann man hier mehr als 60 Räume besichtigen. Diese sind größtenteils noch eingerichtet wir zu Königs Zeiten. Überall hängen Gemälde und auch die hölzernen Decken sind reich verziert. Wir sind völlig beeindruckt und froh, dass wir das Geld für das dicke Erklärungsheft gespart haben: Würden wir in jedem der Räume noch lange lesen, bekämen wir Zeitprobleme - schließlich dauert die Rückfahrt eineinhalb Stunden.
Blick von der Schlossbrücke.
Und zur anderen Seite.










Nach unserer Besichtigung spazieren wir um das Schloss herum und betrachten den kleinen Schlosspark und die idyllische Umgebung. Kein Wunder, dass die Könige sich hier wohlgefühlt haben! In einem kleinen Café gibt es dann noch einen Kaffee mit Blick auf das Schloss, bevor wir abfahren. Als wir in Läggesta in den Zug der schwedischen Bahn einsteigen,  erklärt uns der Kontrolleur, dass wir hier unsere Monatskarten für Stockholm nicht einsetzen können. Statt, wie geplant, ein Ticket bis zur Stadtgrenze zu lösen, müssen wir für die komplette Strecke zahlen und ärgern uns ein wenig.

Freitag, 3. September 2010

28. Aug: Sigtuna

In Sigtuna wird einmal jährlich die Zeit zurückgedreht.
Eine Seitenstraße fernab vom Marktgeschehen.
Meine Mitbewohnerin und ich hatten beschlossen, heute nach Sigtuna zu fahren. Dort, in der ältesten Stadt Schwedens, findet nämlich einmal im Jahr ein altertümlicher Markt statt. Nach eineinhalb Stunden Fahrt erreichen wir den kleinen Ort nordwestlich von Stockholm. Der Markt ist schon in vollem Gange und zwischen den Ständen bummeln viele Besucher. Einige sind, entsprechend des Anlasses, sogar gekleidet wie im Jahre 1912. Es riecht nach gebrannten Mandeln. Um 13 Uhr findet auch eine Hochzeit im Stil des frühen 20. Jahrhunderts statt. Während wir auf das Brautpaar warten, stehen zwei verkleidete Frauen auf der Bühne, die ein Gespräch im Jahre 1912 führen. Ich muss schmunzeln, als sie sich aufgeregt von dem großartigen Schiff Titanic erzählen. Als Braut und Bräutigam dann auf dem Rathausplatz eintreffen, bin ich erstaunt: Die Braut trägt schwarz. Nur ihr Schleier ist weiß. Im Anschluss gibt es eine Vorstellung schwedischer Volkstänze. Die alten Damen und Herren, die sich vor uns im Kreise drehen, haben sichtlich Spaß an der Sache.

Im Café fühlen sich auch die Spatzen wohl.
In den alten Ruinen wachsen Sonnenblumen.
Wir sehen uns auch den Rest der Stadt an. Hier zeugen die Ruinen dreier Kirchen und zahlreiche Runensteine von der langen Geschichte des Ortes. Schließlich lassen wir die romantischen Holzhäuser Sigtunas hinter uns und schauen uns die Umgebung des Städtchens an.





Wir finden einen kleinen Wanderweg, der uns am Ufer des Mälaren durch die Natur führt. Dort pflücken wir dann auch einige Blaubeeren. Der Pfad führt uns weiter zu einem kleinen Museumsdorf. Hier sind die Bauernhöfe noch wie in alter Zeit angeordnet und auf einer kleinen Weide stehen wollige Schafe mit großen Hörnern. Sie gehören einer alten, selten gewordenen Haustierrasse an, wie ein kleines Schild am Zaun verkündet.
Wir schlendern weiter und finden uns bald an einem Golfplatz wieder. Nach diesem aprubten Sprung zurück in die Neuzeit wenden wir uns von der Zivilisation ab und setzen unseren Weg entlang idyllischer Felder fort. Es riecht nach Heu und Sommer.
Am Feldrand.

Nach einer Weile erreichen wir wieder den Wald vor Sigtuna. Hier wachsen einige Pilze, die meisten sind giftig. Schließlich entdeckt miene Mitbewohnerin jedoch eine riesige Marone. Wir nehmen sie mit und planen unser Abendessen. Bald erreichen wir nach unserem Rundgang wieder Sigtuna und beginnen unsere Heimreise. Dort angekommen kaufen wir eine Zwiebel und Knoblauch und beginnen zu kochen. Der Pilz ist so groß, dass wir Zwei gut satt werden. Zum Nachtisch gibt es Blaubeeren mit Milch.
Abendessen. ;)

Mittwoch, 1. September 2010

27. Aug: Institutseinführung und Stadttouren


Die Rückseite des Hauptgebäudes.
Um 9 Uhr beginnt unsere Einführung am Institut für nordische Sprachen. Obwohl schon beim Orientation Day auf das Fehlen des akademischen Viertels hingewiesen wurde, kommen unangenehm Viele zu spät.
Wir bekommen unsere vorläufigen Personennummern und ein paar Infos über die Organisation des Instituts. Alle tragen sich in eine Liste für ein Einzelgespräch mit der  Auslandskoordinatorin Britt ein. Sie hat optimistisch fünf Minuten pro Person eingeplant. Um die Zeit bis zum Gespräch zu überbrücken, gehen ich und ein paar andere noch zum Stand der Fachschaft, um unsere Studentenausweise zu beantragen. Als wir unsere Nummernzettel ziehen, sehen wir jedoch dass noch mehr als 150 Studenten vor uns dran sind. Also gehen wir erstmal in den Aufenthaltsraum unseres Instituts, wo es Kaffee und Kanelbullar (schwedische Zimtschnecken) gibt. Nach diesem zweiten Frühstück gehen wir zurück zur Fachschaft. Eine halbe Stunde später sind wir dann auch endlich dran und bekommen einen Zettel, der den eigentlichen Ausweis ersetzt, bis der in unserem Briefkasten gelandet ist.
Blick auf das Königsschloss in Gamla Stan.
Wie erwartet, ist Britt mit ihrem Zeitplan in Verzug. Ich warte eine Weile, bis ich sie treffe. Mein Test lief gut und sie wird mich nun einem Schwedischkurs zuteilen. Außerdem macht sie mich darauf aufmerksam, dass mein Finnischkurs an einem anderen Institut stattfindet. Nun doch nervös gehe ich nicht über Los und  begebe mich sofort dorthin. Doch ich habe Glück: Die Einschreibung ist erst Montag - ich habe nichts verpasst.

Ich treffe ein paar andere Austauschstudenten und wir beschließen, uns die großzügige Sporthalle der Uni anzusehen. Hier kann man für verhältnismäßig wenig Geld verschiedene Sportkurse besuchen oder den Kraftraum nutzen - Dusche und Sauna (!) sind dann im Preis mit drin. Ein Angebot, auf dass ich vielleicht zurückkomme, wenn das Wetter nicht mehr so schön ist wie heute.
Stadt und Wolken von der Brücke nach Skeppsholm.
Danach bin ich reif für einen weiteren Kaffee: Das ganze Warten hat mich müde gemacht. Mit Kaffee und Fotoapparat bewaffnet steigen wir dann in einen der Sightseeingbusse, die schon für uns bereit stehen. Die Austauschstudenten bekommen nämlich eine kostenlose Stadtrundfahrt! Wir sind zwei Stunden mit unserer gut gelaunten Stadtführerin unterwegs und am Ende schwirrt mir der Kopf von all den Informationen über Schwedens Hauptstadt und ihre Könige.
Kohlespeicher auf Kastellholmen.

Das Wetter ist schön und so beschließe ich nach der Tour noch ein wenig die Stadt zu erkunden. Für meinen Spaziergang suche ich mir die Insel Skeppsholmen aus. Entspannt flaniere ich darauf herum und erhasche viele schöne Blicke auf die Stadt. Von hier aus gelangt man auf eine noch kleinere Insel: Kastellholmen ist ebenso wie Skeppsholmen lange von der schwedischen Marine benutzt worden. Besonders interessant finde ich einen alten Kohlespeicher, der immernoch nach Ruß riecht. Auch seine Backsteinmauern sind an einigen Stellen noch schwarz verfärbt. Als ich nach meinem Besuch auf Skeppsholmen nach Hause komme, habe ich die Waschzeit verpasst...
Hier gibt es nicht nur Rettungsringe, sondern auch Leitern, falls jemand einbricht.