Donnerstag gehe ich wieder zum Sport. Auf dem Weg dorthin haben ein paar Jungs in der Bahn ihr Handy auf extralaut gestellt. Kurz bevor diese Handyprolls anfangen, mir auf die Nerven zu gehen, höre ich etwas interessantes: In dem Gangsterrap, den sie hören, geht es um mein Viertel! Was es nicht alles gibt! ;) Natürlich guck ich mir das zu Hause noch mal genauer an. Für alle, die interessiert an "meinem Block" sind: http://www.youtube.com/watch?v=NdHpSJsV9lI
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Mecklenburg ist nur 20min von der Uni entfernt. |
Freitag habe ich dann etwas mehr vor. Um drei treffe ich mich wieder mit meinem Mentor. Wir treffen uns an der T-banastation Bergshamra und gehen in einem großen Bogen zur Universität. Statt wie geplant durch den Hagapark zu laufen, gehen wir einen anderen Weg. Er führt uns erst am Ufer des Lilla Värtan entlang. Dort hat meinen einen schönen Blick auf Solna (der Ort gehört nicht zu Stockholm, aber das ist wohl nur eine verwaltungstechnische Angelegenheit: Faktisch hört das Stadtgebiet nicht wirklich auf). Selber befinden wir uns auf einem kleinen Waldweg. Mal wieder in der Stadtwildnis.
Als wir schließlich den Uferweg verlassen, kommen wir in eine Wald- und Wiesenlandschaft. Hier gibt es sogar eine kleine Allee! Jetzt fühle ich mich nicht nur, als wäre ich auf dem Land, sondern sogar, als wäre ich irgendwo in Mecklenburg. Das ist ein bisschen, wie in Berlin Karls Erdbeeren zu essen: Ein kurzer Moment süßer Wehmut. Ein paar hundert Meter weiter gibt es sogar Kühe!
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Leservoting: Wie wollen wir sie nennen? ;) |
Das letzte Stück bis zur Uni ist dann eher wie eine Parklandschaft: Auf einer von Wegen durchzogenen grünen Wiese stehen ab und an ein paar vereinzelte Bäume. Jetzt weiß ich auch, wo all die Hundebesitzer hin wollten, die ich beim Überqueren des Campus gesehen habe. ;) Wir aber haben ein anderes Ziel: In der Uni lassen wir uns in einer kleinen Sitzecke nieder und essen erstmal. Das ist nach unserer Wanderung auch dringend nötig. Mein Mentor hat Salat und Brötchen dabei und ich spendiere den Kaffee. Nach diesem Mahl bleiben wir noch eine Weile sitzen und quatschen. Dann aber muss ich los, denn heute ist noch ein weiteres Highlight geplant: Meine Mitbewohnerin und ich gehen aus!
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Die spinnen, die Skandinavier. |
Wir treffen uns zu Hause und planen unsere Tour. Dann geht´s los: Wir fahren zum Medborgarplatsen auf der Insel Södermalm und suchen nach einer schönen Bar, denn die, in die wir eigentlich wollten, ist bereits knackenvoll. Allerdings dauert unser Suche nicht lange - bereits auf der nächsten Straßenseite werden wir fündig: Für nur 20kr Eintrittsgeld betreten wir die gemütliche "Underbara Bar" in der Östgötagatan. Sie ist Restaurant, Bar und Disko in einem. Das gibt es in Schweden öfter. Mein Mentor hat mir auch erzählt, wieso: Hier ist eine Lizenz zum Ausschenken von Alkohol daran gekoppelt, dass man auch etwas zu essen anbietet. Ab elf soll dann auch der Dancefloor geöffnet werden. Wir holen uns erstmal einen Cocktail und setzen uns in den gemütlichen Restaurantteil. 2 Stunden und ein Getränk später sind wir von einem angeheiterten Schweden schon mehrmals zum Tanzen aufgefordert worden. Wir folgen der Aufforderung - allerdings in der anderen Ecke des Saals. ;)
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Nächtliches Södermalm. |
Der DJ ist gut und schafft es, dass wir mehr als zwei Stunden durchtanzen. Außerdem haben wir schnell Gesellschaft. Eine Gruppe Engländer(?) in Karohemden tanzt mit uns. Gemeinsam rocken wir die kleine Tanzfläche. Irgendwann brauchen aber auch wir eine Pause und landen auf einem der gemütlichen Sofas im Foyer. Schnell bekommen wir Besuch von einem angeheiterten Griechen, der uns - warum auch immer - einen Vortrag über Toleranz hält. Oft verwendeter Satz in der Rede: "..but I don´t like Turks!" Als ihm dann irgendwann bewusst wird, warum wir so komisch gucken, setzt er hinzu "..I have to say that, I´m Greek." Nachdem er sich diese tiefsinnigen Gedanken von der Seele geredet hat, geht er wieder. Als nächstes bittet uns ein Schwede um Zigaretten. Auch er ist schon gut durch und versucht unnötiger Weise mit uns englisch zu sprechen. Ein Unterfangen, dass zu unserem großen Erstaunen ziemlich misslingt. Offenbar gibt es auch junge Schweden, die kaum Englisch können.
Als wir uns gerade wieder zur Tanzfläche begeben wollen, geht die Musik aus. Nach und nach verlassen die Gäste den Club, hinter ihnen die freundlichen, aber bestimmten Security-Leute. Die Bar schließt um 2. Ein bisschen überrumpelt von diesem abrupten Ende gehen auch wir. Da wir noch etwas Zeit haben, bis die Bahn kommt, schlendern wir eine Weile durch das nächtliche Södermalm und ich beschließe, mir diesen schönen Stadtteil nochmal bei Tageslicht anzusehen.
Als wir dann schließlich auf dem Bahnsteig stehen, ist dieser voll mit Nachtschwärmern wie uns. Wir haben Hunger und wollen uns an einem der Automaten eine Kleinigkeit kaufen. Während wir noch davor stehen und überlegen, was wir nehmen, zieht der Typ am Nachbarautomaten unsere Aufmerksamkeit auf sich. "Jag kan trolla!" ruft er und wedelt mit einer Tüte Studentenfutter. Dann erzählt er uns, warum er zaubern kann: Während er vor dem Gerät stand um ein Getränk zu kaufen, fiel die Tüte zufällig aus dem Behälter. Er fragt uns, was wir denn haben wollten und versucht anschließend, mystisch mit den Händen an der Scheibe des Automaten kreisend, unser Knäckebrot hervorzuzaubern. Seltsamerweise passiert gar nichts ;) Ich frage ihn,ob er seine Gratisnüsse mit uns teilt und er schenkt uns die ganze Tüte. Als ihm aufgeht, dass wir aus Deutschland kommen, ist er völlig verwirrt "Why do you speak swedish? German people just don´t do that!.." Wir schon, allerdings bekommen wir in den zwei Stationen, die wir noch zusammen fahren keine zusammenhängende Konversation mehr zusammen. Irgendwie haben wir seinem berauschten Kopf den Rest gegeben. Aber wenigstens haben wir Nüsse und müssen nicht hungrig ins Bett.;)