Freitag, 22. Oktober 2010

10. - 15. Okt: Volles Programm

Nachdem ich mir am Sonntag einen ruhigen Tag gemacht und ganz viele Reportagen im schwedischen Fernsehen geguckt habe, beginnt die neue Woche sportlich: Ich gehe zum Bodypump und habe noch zwei Tage später Muskelkater. Außerdem erhalte ich eine E-mail von meiner Uni. Sie sind mit der Wahl meines neuen Finnischkurses nicht wirklich zufrieden und empfehlen mir, zwei statt einen Teilkurs zu belegen, um die Anerkennung zu bekommen. Dieses Mehr an Arbeit gibt mir sehr zu denken. Später werde ich mich dagegen entscheiden. Anstatt sehr viel Energie in Finnisch zu stecken und mein Punktekonto auf 38 zu erhöhen, will ich mich lieber auf die schwedische Sprache konzentrieren und nehme eine Auszeit von Finnisch.
Joshi in Schokolade.
Dienstag wird es dann spannend. Ich gehe morgens zur Uni und abends habe ich einen Job. Erst am Sonntag hatte ich das Angebot im Internetforum eines Studentenwohnheims gefunden und mich beworben. Es geht dabei um eine neue I-Phone-App: Das funktioniert wie ein Wecker, nur dass man nicht von einem fiesen Piepsen, sondern von einer netten Stimme geweckt wird. Nachdem ich sie aus dem Englischen übersetzt habe, sollen nun die Wecksätze für die deutsche Version aufgenommen werden. Ich fahre nach Spånga und werde dort von meinem "Arbeitgeber" abgeholt. Aus dem Auto steigt eine gut gelaunte Spanierin, die mir sofort erzählt, wie viel Spaß sie beim Erstellen der spanischen Version hatte. Mein anfängliches Misstrauen verschwindet. Der Mann im Auto stellt sich freundlich vor und freut sich, dass ich schwedisch spreche. Während er mich in die Geschäftsräume fährt, erzählt er mir ein bisschen mehr über die App. Unser Ziel stellt sich als zwei Büroräume heraus, in denen ein kleines Tonstudio eingerichtet wurde. Auch der Tontechniker macht einen sehr sympathischen Eindruck. Nachdem ich einen kleinen Arbeitsvertrag unterschrieben habe, geht es los: Ich habe unglaublich viel Spaß dabei, Sätze wie "Guten Morgen, Schlafmütze! " ins Mikro zu flöten und auch "der Chef" und der Tonmensch sind zufrieden. Nach einer knappen Stunde ist alles im Kasten - und in meinem Portmonee befinden sich nun 500kr. Voll toll!
Am nächsten Abend findet ein Sprachcafé statt. Hier sollen Austauschstudenten Schweden treffen um die Sprache zu trainieren. Zwar sind die Schweden deutlich in der Unterzahl, aber ich habe Glück - ich sitze neben einer Schwedin und nutze meine Chance, zu quatschen und Fragen zu stellen. Danach findet in der Nähe noch eine Studentenparty statt. Natürlich gehe ich hin. Auch hier sind, so scheint es, mehr Ausländer als Schweden - aber egal, beim Tanzen redet man ja eh nicht ;) Die Musik ist ein trashiger Mix aus allem möglichen: An Technolieder und die Spice-Girls reihen sich Songs von Gloria Gaynor und Loona. Nicht besonders gut, aber witzig und absolut tanzbar. Die äußerst niedrigen Getränkepreise tun ihr übriges: Bald kocht der Saal. Schon gegen halb eins gehen wir dann aber, denn einige aus der Gruppe haben am nächsten Tag Uni. Zudem ist es mittlerweile so voll, dass man nur noch mit Mühe einen Platz zum entspannt tanzen findet.
Blick aus dem Fenster des Nordiska Museet.
Am nächsten Tag will ich mich mit einer anderen Austauschstudentin treffen, um einen Vortrag für den Schwedischkurs vorzubereiten. Wir müssen unser Treffen um eine Stunde verschieben, denn sie ist von der Party mit einem kleinen Kater zurückgekehrt ;) Dann arbeiten wir aber gut zusammen und kommen schnell voran. Danach fahre ich direkt zur Bibliothek von Kungsholmen. Dort soll eine kostenlose Autorenlesung stattfinden. Als ich ankomme, ist es schon total voll und ich und ein paar andere sitzen letztenendes vor der Tür des Vortragsraumes, weil drinnen kein Platz mehr frei ist. Außer mir sind noch 3 Leute unter 50 unter den Zuhörern. Da es in dem Buch um eine deutsche Familiengeschichte in Kriegszeiten geht, scheinen die Meisten im Publikum irgendeinen Bezug dazu zu haben. Die Lesung ist auf Schwedisch, aber als die Autorin ein deutsches Zitat vorliest und ein Großteil der Herrschaften schon lacht, bevor sie es übersetzt, beschleicht mich das Gefühl, dass ich vielleicht eine andere Veranstaltung hätte wählen sollen. Zwar ist das Buch wirklich interessant, aber mein Plan, hier vielleicht jemanden kennenzulernen, ist vereitelt. Als alle nach der Lesung aus dem Raum strömen, erlebe ich dann aber eine schöne Überraschung: Die Schwedin, die ich gestern im Sprachcafé getroffen hatte, ist auch da! Sie scheint sich auch zu freuen und wir quatschen auf dem Weg zur Bahn wieder ein wenig.
Am nächsten Tag gehe ich mit meiner Mitbewohnerin und ihrem Freund ins Nordiska Museet. Dort findet zur Zeit ein Schokoladenfestival statt - das können wir uns nicht entgehen lassen. Hier haben viele Schokoladenhersteller ihre Stände aufgebaut und wir probieren uns fleißig von einem zum anderen. Was für ein Genuss! Danach sehen wir uns, nach all der Schokolade gut gelaunt, die Ausstellungen an. Obwohl ich schon einmal da war, ist es auch beim zweiten Mal nicht langweilig. Diesmal schaue ich mir alles ein wenig genauer an und lese die Texte, die ich letztesmal übersprungen hatte. Dabei entdecke ich viele neue Details.
Als wir dann nach Hause zurückkehren, wird gekocht: Meine Mitbewohnerin und ihr Freund machen Käsespätzle und da ich keine Ahnung habe, wie man das macht, kümmere ich mich um den Salat. Zum Essen stößt dann noch mein Mitbewohner zu uns. Er hat eine indische Nachspeise beigesteuert und wir schlemmen alle zufrieden vor uns hin. Der Rest des Abends vergeht mit Romméespielen.

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