An unserem zweiten Tag in Nuuk sollten wir Aqqaluk Lynge treffen, den wohl außerhalb der Insel bekanntesten grönländischen Politiker. Er ist einer der Gründer der aktuellen Regierungspartei und war lange Zeit Präsident des ICC (Inuit Circumpolar Council - ein Zusammenschluss der Inuit aus Kanada, Grönland, USA und Russland. Der ICC setzt sich für die politischen und kulturellen Belange der Inuit ein.) Außerdem schrieb er viele politische Gedichte, die ich jedoch etwas plump finde. Als wir im Parlament (das unscheinbare Gebäude auf dem Bild ;) ankamen, wurde uns jedoch mitgeteilt, dass ihm kurzfristig etwas dazwischen gekommen sei. Man hatte uns vorher (wegen der toten Handys) nicht erreichen können. Stattdessen begrüßte uns ein netter Deutscher (sie sind auch überall ;), der zurzeit als Berater für die Regierung arbeitet und führte uns zuerst in die "Kaffeestube", den Pausen - und Aufenthaltsraum der Politiker und dann in den Sitzungssaal des Parlaments, der technisch sehr gut ausgerüstet ist. Die Stühle für die Besucher (fast alle Sitzungen sind öffentlich) sind -wie könnte es auch anders sein - mit bunt gefärbten Robbenfell bezogen und sehr bequem. Bei den Sitzungen ist grundsätzlich ein Simultandolmetscher zugegen, da einige der Parlamentarier nur Grönländisch bzw. Dänisch sprechen. Auch unser Ansprechpartner berichtete uns von seinen Problemen und (bisher kleinen) Fortschritten beim Grönländisch lernen.
Bei der Führung hatten wir einen sehr guten Einblick in die politischen Abläufe in Grönland bekommen und begaben uns nun in einen Konferenzraum, in dem bereits Kaffee, Tee und - zu meiner besonderen Freude - Kekse bereitstanden. Dort erzählte uns ein aus Dänemark stammender Regierungsberater aus dem Bereich Rohstoffe in knarzendem Dänisch von seiner Arbeit. Obwohl ich ihn sehr schlecht verstand, schaffte er es schnell, mir durch seine lebhafte Körpersprache klarzumachen, dass die Politiker sowieso keine Ahnung hätten und ohne Berater (also ihn) sich und die Welt blauäugig ins Chaos stürzen würden. Auf die Frage, wie denn das Verhältnis zwischen Dänen und Grönländern sei, ergoss er sich in blumiger Schönmalerei über Zusammengehörigkeitsgefühl und modernes Multi-Kulti. Die Grönländer, mit denen wir später sprachen, hatten jedoch eine ganz andere Sicht der Dinge...
Am Nachmittag ging es dann zu KNR: dem grönländischen Radio- und Fernsehsender. Dort empfing uns eine füllige Grönländerin mit lustigen Augen, die zunächst einen kleinen Powerpoint-Vortrag über den Sender hielt und uns dann resolut durch die Flure des kleinen Gebäudes scheuchte. Wir sahen alles: Den Aufnahmeraum des Radios, in dem ein Zettel mit Stretchingübungen an der Wand hing (sieht ja keiner ;) und das winzige Fernsehstudio, in dem die wenigen Eigenproduktionen des Senders produziert werden. Der größte Teil wird jedoch einfach von einem Sender aus Dänemark (DR) übernommen und gegebenenfalls untertitelt. Als wir vor Ort waren, lief gerade "American Dad".
Am selben Abend traf sich ein Teil der Gruppe noch mit dem Leiter des örtlichen Theaters, einem Norweger. Er berichtete uns von den Freuden und Schwierigkeiten eines Theaters auf Grönland. So legt er beispielsweise die Aufführungen immer an den Monatsanfang, wenn die Leute noch Geld in der Tasche haben. Anfang des Jahres tourte das Ensemble mit "Karius und Baktus" durch das Land: 7.000 der 56.000 Grönländer sahen das Stück. Aufgrund der pädagogischen Botschaft hatte das Theater dafür großzügige Förderung erhalten. Ansonsten ist es jedoch auf private Spenden angewiesen. Zurzeit wird aber im Parlament darüber beraten, ob es zum Nationaltheater ernannt werden und somit mehr Gelder bekommen soll. Die Chancen stehen gut.
hej süße,
AntwortenLöschenklingt ja super, sehr aufregend dich jetzt hier zu verfolgen :) hätte gedacht, dass mehr schnee in grönland liegt? habe aber wahrscheinlich den gleichen gedankengang wie viele mit schweden "ist das da nicht immer kalt, auch im sommer?"
ich weiß nicht, ob es an meinen müden augen liegt aber der extreme schwarz-weiß kontrast von hintergrund und schrift drückt bei langem lesen auf die augen.
vi hörs snart gumman, jätte kul att läsa det här :)
pussar och kramar <3
Witzig, dass dieses Kälteklischee offenbar auf alle nordischen Länder zutrifft ;)
AntwortenLöschenDa ist halt grad Hochsommer (meist so um die 8 - 15° da wo wir waren, dafür aber oft auch fieser wind.
Schnee lag da wo wir waren nur noch auf den Bergen und in ganz schattigen Ecken als grauer Minihaufen.
Beobachte das mit den Augen mal bitte weiter! Bin beim Design jetzt noch nicht so in die Tiefe gegangen, weil ich erstmal den Inhalt draufpacken wollte.
Puss o kram!