Sonntag, 13. März 2011

16. Jan: Bye, bye Stockholm

Der Blick von Platz 20A.

Am Sonntag ist die Zeit des Abschieds gekommen. Ich fliege nach Hause. Diesmal endgültig. Etwas traurig packe ich meine letzten Sachen zusammen. Ohne meine Fotos, mein Schafbild und meine allgegenwärtige Unordnung sieht das Zimmer recht kahl aus. Geradezu leblos.

Und zur anderen Seite.

Raja und ich frühstücken noch gemeinsam. Während wir am Küchentisch sitzen, ruft der Vermieter an. 10 min später stehen zwei Leute vor der Tür, die er zum Besichtigungstermin hierher geschickt hat. Raja kümmert sich um sie und zeigt ihnen das freie Zimmer und die Wohnung, während ich missmutig vor meinem Brot sitze. Das war´s mit dem gemütlichen Abschiedsfrühstück. Als die Interessenten endlich wieder gehen, ist nicht mehr viel Zeit übrig. Ich dusche, erledige die letzten Dinge. Danach machen Raja und ich noch fix ein paar hektische Selbstauslöserfotos, dann bringt er mich zur Bahn. Gerade heute ist Tauwetter. Es nieselt ein wenig und das Wasser gefriert auf den mit Schnee bedeckten Wegen. Wie die Pinguine watscheln wir mit den zwei Koffern zur Bahn und schaffen es erstaunlicherweise, nicht hinzufallen. Auf dem Weg zum Flughafen fühle ich mich etwas wehmütig.

Der Sonne entgegen.

Kurz vor vier, bei Sonnenuntergang, startet das Flugzeug. Da ich nach Süden fliege, bleibt mir der Sonnenuntergang den ganzen Weg über erhalten. Ein würdiger Abschied.

Kurz vor der Landung.
Im Landeanflug

9. - 16. Jan.: Die letzte Woche

Am 9. Januar fliege ich zurück nach Stockholm, denn am Montag habe ich meine letzte Prüfung. Da ich nicht recht weiß, was ich lernen soll, lese ich mir einmal meinen Hefter durch und vergammle den Rest des Abends mit Raja. Dieser freut sich, dass endlich wieder jemand da ist, denn in den letzten Wochen war ihm recht langweilig, so ganz alleine in der Wohnung. Am nächsten Tag ist dann die Prüfung. Sie ist recht einfach: Wir sollen eine kurze Argumentation schreiben und dürfen dazu auch die Rechtschreibkontrolle des Computers benutzen. Allerdings habe ich mein Portmonee vergessen, was für einigen Trubel sorgt, weil ich mich nicht ausweisen kann. Schließlich müssen zwei Mitstudenten für mich bürgen und auf einem Formblatt per Unterschrift bestätigen, dass ich ich bin. Am nächsten Tag muss ich dann noch einmal mit meinem Ausweis zum Studienbüro und das beweisen. Abends treffe ich mich dann zu einem entspannten Videoabend mit meinem Mentor.

In der Innenstadt von Stockholm ist alles zugefroren.

Am Mittwoch treffe ich mich mit zwei Freundinnen zum Mittagessen, danach geht es zurück an den Schreibtisch. Schließlich muss ich für eine Hausarbeit, die ich schon seit einem halben Jahr vor mir herschiebe, alle Literatur abgrasen, die es in Stockholm gibt. Die Arbeit habe ich schon aus Deutschland mitgebracht und wollte sie während meines Aufenthalts in Schweden schreiben. Da der Prof uns aber keine Deadline gesetzt hatte, fehlte mir der Druck und ich vertagte die Arbeit an meiner Abhandlung über die Waldfinnen immer weiter. Nun ist keine Zeit mehr übrig und ich muss all das Material, dass mir in Deutschland nicht zugänglich ist innerhalb einer Woche sichten. So verbringe ich in dieser Woche die meiste Zeit in der Bibliothek oder zu Hause am Schreibtisch. Erstaunlicherweise klappt das auch ganz gut. Der Zeitdruck beflügelt mich: Innerhalb dieser Zeit schaffe ich es, alles relevante entweder zu lesen oder einzuscannen und fast 15 Seiten zu schreiben.

Am Strand von Tyresö.

Am Samstag habe ich dann zum Abschluss aber noch etwas Tolles vor: Ich fahre zu meiner Tandempartnerin. Sie wohnt in Tyresö, in den Schären von Stockholm. Zusammen mit mir ist auch eine Schweizerin eingeladen, die vor mir mit meiner Tandempartnerin Deutsch geübt hat. In dem gemütlichen kleinen Haus meiner Tandempartnerin essen wir zuerst alle zusammen Mittag. Ihr Mann hat ein Käsefondue gezaubert, über das wir uns dankbar hermachen, denn draußen ist es wieder bitterkalt. Trotzdem machen wir nach dem Essen einen Verdauungsspaziergang. Bei  -10 ° C sehen wir uns die Umgebung an. Alles ist wie ausgestorben, denn etwa die Hälfte der Häuser auf Tyresö sind nur im Sommer bewohnt. Am besten gefällt es mir, als wir hinunter zum Wasser gehen. Ich trete ein Stück hinaus auf die weiße Eisfläche und betrachte das Panorama. Obwohl Tyresö an der Küste liegt, sieht man in jeder Richtung Land - die Schären.
Nach unserem Spaziergang setzen wir uns noch eine Weile ins Wohnzimmer. Bei Tee und Keksen genießen wir den Kamin und quatschen über dies und das. Gegen Abend brechen die Schweizerin und ich wieder auf. Ich muss rechtzeitig in Stockholm sein, denn mein Vermieter hat sich angekündigt und will das Zimmer abnehmen. Eine Stunde, nachdem ich zu Hause eingetroffen bin und ganz panisch versuche, das Chaos, das durch das Hausarbeitschreiben in meinem Zimmer entstanden ist, zu beseitigen, meldet er sich: Er schafft es doch nicht zu kommen.

23. Dez. - 8. Jan: Heimurlaub

Zurück in Deutschland beginnt am nächsten Tag ein neues Abenteuer: Der Weg nach Rostock. Als wir am Hauptbahnhof ankommen erfahren wir, dass der Zug nach Rostock wegen der Witterungsverhältnisse gecancelt wurde. Ich bin genervt und wünsche mir, wir hätten doch eine Automitfahrgelegenheit genommen. Nun bleibt uns jedoch nur eins: Wir fahren mit dem Zug nach Stralsund, in der Hoffnung, dass wir von dort aus nach Rostock kommen. Zunächst ist der Zug so voll, dass wir stehen müssen. Zum Glück haben wir nette Mitfahrer und unterhalten uns gut. Auch das Sitzplatzproblem löst sich bald.

Wieder: Schnee.
Der Zug fährt langsam, aber beständig Richtung Norden. Vorbei an kleinen Dörfern, deren Namen ich teilweise noch nie gehört habe. Es hatte Eisregen gegeben und die Bahnhöfe sind mit einem dicken Panzer aus Eis überzogen. Mittlerweile bin ich doch unheimlich froh, dass wir nicht mit dem Auto unterwegs sind. So bleibt uns wenigstens diese gefährliche Schlitterpartie erspart. 
Endlich in Stralsund ist dann noch Zeit für ein Brötchen vom Bahnhofskiosk, bevor - erstaunlicherweise beinahe pünktlich - der Zug nach Rostock fährt. Die letzte Stunde Bahnfahrt verläuft ereignislos. Mittlerweile sind wir alle etwas müde. Schließlich erreiche ich kurz vor Mitternacht - 3 Stunden später als geplant - mein zu Hause.

Auch hier: Eiseskälte.

Das Weihnachtsfest wird sehr ruhig, aber unheimlich schön. Ich freue mich total, alle meine Lieben um mich zu haben und genieße die Zeit mit der Familie. Ich mache sogar mit meinem Cousin eine Schneeballschlacht und fahre Schlitten - beides hatte ich in Schweden nicht geschafft.
Auch in den Tagen danach ist es bitterkalt. Zwar ist es heller als in Schweden, aber ansonsten durch den ganzen Schnee nicht viel anders. Erst Anfang Januar, als ich schon wieder los muss, wird es wieder wärmer.

Samstag, 5. März 2011

22. Dez: Heimreise

Heute morgen wache ich mit gemischten Gefühlen auf. Eigentlich freue ich mich total, denn heute fliege ich nach Hause und auf in die Weihnachtstage mit meinem Freund und meiner Familie. Allerdings bin ich etwas nervös wegen des Flugchaos der letzten Tage. Hoffentlich klappt alles mit dem Flieger!
Nachdem ich gefrühstückt und die letzten Kleinigkeiten eingepackt habe, sehe ich auf die Internetseite von Germanwings, dass mein Flug Verspätung haben wird. Die Frau an der Servicehotline bestätigt dann meine Befürchtung, dass ich trotzdem zur normalen Zeit am Check-In sein muss. Ich quetsche also ein Buch mehr in meinen Rucksack und rausche los. Auf dem Weg zum Flughafen besorge ich noch fix Muffins bei der Muffinsfabriken (Nachtisch für heute abend :) und Kuchenbackmischungen für die Weihnachtsfeiertage. Trotzdem bin ich überpünktlich in Arlanda. Dort ist keine Rede von Verspätung, aber trotzdem gibt es einen Grund, sich zu ärgern: Mein per Internet dazugebuchter Koffer ist nicht auf den Listen der Germanwings-Mitarbeiter . Schließlich muss ich ihn vor Ort dazu buchen: Für das Doppelte des Internetpreises.
Als ich dann endlich eingecheckt bin, erreicht mich die Information, dass wir voraussichtlich 45 min Verspätung haben. Ich bin nicht erfreut, aber auch nicht überrascht. So setze ich mich in den vollen Wartesaal und beginne, zu lesen. Ein paar Durchsagen später ist die prognostizierte Abflugzeit schon 18 Uhr. Der Grund ist vermutlich Blitzeis in Berlin. Wir bekommen Futtergutscheine im Wert von lächerlichen 50 kr - schließlich kostet das billigste belegte Brötchen schon 55 kr. Einige Nervöse spekulieren bereits, ob der Flug überhaupt geht, und machen mich mit nervös. Doch dann, endlich die Information: Das Flugzeug ist da und das Boarding beginnt in 40 min. Fast drei Stunden zu spät, aber wir fliegen. Super!
Der Flug selbst ist dann ganz entspannend: Als wir abfliegen, kann man die Lichter des nächtlichen Stockholm sehen. Ein wirklich schöner Anblick. Über den Wolken leuchten dann Mond und Sterne ungewöhnlich hell.