Montag, 28. Juli 2014

4. April: Przemyśl

Am nächsten Morgen begeben wir uns nach dem Frühstück direkt zum Bahnhof, um die nächste Etappe unserer Reise in Angriff zu nehmen: Heute geht es nach Przemyśl. Die Stadt liegt im äußersten Osten Polens kurz vor der ukrainischen Grenze. Am Bahnhof kaufe ich mir an einem der zahlreichen Stände noch schnell ein Obwarzanek. Diese Brotringe zählen zu den traditionellen Symbolen Krakaus und sind dort an jeder Ecke zu haben. Ich entscheide mich für die Variante mit Käse und auch meine Begleiter nehmen sich eine Wegzehrung mit. Die ältere Dame, die die Obwarzanki verkauft, amüsiert sich sehr über die kleine Gruppe von Deutschen, die nach und nach jeder in bruchstückhaftem polnisch und unter lebhaftem Einsatz des Zeigefingers einen der Heferinge bestellt.
Für die 250 km lange Fahrt brauchen wir über 5 Stunden. Dass wir so viel Zeit benötigen, liegt vor allem daran, dass wir sehr oft - auch abseits von Bahnhöfen - halten und uns generell sehr gemächlich fortbewegen: Einer von uns misst mit seinem Handy-GPS eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h. Schnellste Messung: 90 km/h, Schleichrekord: 25 km/h. Die nette Polin in unserem Abteil versichert uns derweil, dass das auf dieser Strecke ganz normal sei. Wir vertreiben uns die Zeit mit Essen, Lesen, Schlafen und einer Partie "Stadt, Land, Fluss". Besonders die Variante mit der Kategorie "Krankheit" sorgt für allgemeine Heiterkeit.
Als wir in den Randbezirken Przemyśls ankommen, fällt unser Blick zunächst auf graue Plattenbauten und einen Lidl. Auf unserem Weg zum Hostel gibt es dann schon mehr zu sehen: Wir kommen an einem Armeestützpunkt vorbei. Das Gelände ist gut einsehbar und wir erhaschen einen Blick auf die dort stationierten Soldaten und Panzer. Das Hostel selbst liegt in einer kleinen Seitenstraße. Als wir das erste Zimmer sehen, sind wir zunächst nicht besonders erfreut: In dem großen, kahlen Raum stehen fünf alte Doppelstockbetten im Kasernenstil und die mit robustem, rotem Sofastoff bezogenen Matratzen in den Metallgestellen sehen nicht besonders bequem aus. Zu unserer großen Erleichterung ist das Hostel aber nicht besonders ausgebucht und wir können uns schließlich auf vier Zimmer aufteilen, sodass wir den großen Saal nicht komplett füllen müssen. Auch beim Blick in die Duschräume mit ihren braunen Fliesen fühlen wir uns ein paar Jahrzehnte zurückversetzt, aber egal: es ist sauber und reicht völlig aus, um hier eine ruhige Nacht zu verbringen.

Gute Nacht! ;)

Nach dieser kurzen Inspektion halten wir uns nicht lange im Hostel auf, sondern ziehen gleich weiter in die Stadt. Auf dem Weg ins Stadtzentrum kommen wir an einem Denkmal vorbei, das den "Adlerjungen" von Przemyśl gewidmet ist. So werden die jüngsten polnischen Gefallenen genannt, die 1918 ihr Leben ließen, um die Stadt zu verteidigen. Damals, zum Ende des Ersten Weltkrieges, war der Nationalitätenkonflikt zwischen Polen und Ukrainern in Galizien zu einem Bürgerkrieg eskaliert. Auf beiden Seiten forderten die Kämpfe zahlreiche Opfer. Bei den Polen, die den Konflikt für sich entscheiden konnten, entstand bald ein wahrer Heldenkult um die im Kindesalter gefallenen Adlerjungen - ein Mythos, der half, den Graben zwischen den beiden Nationalitäten aufrechtzuerhalten und zu vertiefen.
Das Denkmal für die "Adlerjungen".

Das Ufer des San.

Nach diesem ersten Eintauchen in die Stadtgeschichte überqueren wir den Fluss San. Auf der Brücke stehend, betrachten wir nicht nur die Architektur Przemyśls zu beiden Seiten des Flusses, sondern auch die sanften Hügel des Karpatenvorlandes, die sich in der Ferne erheben.
Bald darauf erreichen wir den Marktplatz. Dieser ist von restaurierten Bürgerhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert umstanden. Am Platz befindet sich zudem ein Denkmal für Papst Johannes Paul II. Danach führt uns unser Weg hinauf zur Kasimirsburg. Sie wurde 1340 von dem polnischen König Kasimir dem Großen erbaut. Im Burghof kann man noch Mauerreste aus dieser Zeit sehen, die heutigen Gebäude sind jedoch geprägt durch einen Umbau im Renaissancestil aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Der Turm der Kasimirsburg.

Aussichten von der Burg: Richtung Stadt...
...und Richtung Karpatenvorland.

Obwohl wir langsam ordentlich Hunger haben, streifen wir weiter durch den Ort. Besonders faszinierend ist die Entdeckung, wie viele Kirchen diese Kleinstadt hat: In direkter Nachbarschaft finden sich hier eine römisch-katholische und eine griechisch-katholische Kathedrale sowie eine Franziskanerkirche. Auf der anderen Seite hinter dem Hauptmarkte gibt es unter anderem zwei ehemalige Dominikanerkloster und ein Karmelitinnenkloster. Diese Anhäufung religiöser Institutionen zeigt einerseits, welch hohen Stellenwert die Religion im alten Galizien hatte. Andererseits deutet das Nebeneinander unterschiedlicher Konfessionen auch die multiethnischen Konfliktfelder der Region an.

Religiöse Perspektiven auf die Stadt.


Nach einer deftigen Stärkung in einem kleinen Restaurant nahe des Rynek setzen wir unsere Stadterkundung fort und begeben uns nun auf die Spuren des jüdischen Przemyśls. Unser erstes Ziel dabei ist die 1918 eingeweihte Neue Synagoge, in der sich heute eine Bibliothek befindet. Sie liegt etwas außerhalb des Stadtkerns und so sehen wir auf unserem Weg auch Teile der Stadt, die nicht ganz so schick zurecht gemacht sind, wie die Umgebung des Marktes. Bald erreichen wir die Synagoge - ein auf alten Photos schmuckvoller Bau, der jedoch durch die pragmatischen Renovierungen in kommunistischer Zeit heute eher nüchtern wirkt.

Die alte Synagoge heute.
Auch hier: Die Zeugen der Habsburgerzeit.

Auf unserem Weg zum ehemaligen Ghetto passieren wir den in der Habsburgerzeit errichteten Bahnhof. Dahinter beginnt das Gebiet, in dem während der Naziherrschaft bis zu 22.000 Juden aus Przemyśl und Umgebung zusammengepfercht wurden. Besonders tragisch an der Geschichte der Przemyśler Juden ist der Umgang der beiden Besatzungsmächte mit ihnen: Ab 1939 verlief die Grenze zwischen den deutsch und sowjetisch besetzten Gebieten durch die Stadt. Zunächst flohen viele Juden in die vermeintlich sicherere sowjetische Stadthälfte, von wo aber im Frühjahr 1940 etwa 7000 von ihnen nach Asien deportiert wurden. Im selben Jahr zwangen die Nazis die noch auf der deutschen Seite lebenden Juden, in den sowjetisch besetzten Teil der Stadt zu ziehen. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurde schließlich das Ghetto errichtet, das jedoch nicht (wie etwa ursprünglich das Warschauer Ghetto) als längerfristiger Wohnort für die Juden gedacht war. Da die "Endlösung" bereits beschlossene Sache war, sollte es lediglich der Sammlung und Erfassung der Juden des Przemyśler Gebietes vor der Deportation dienen.

Der Bahnhof bei Tag...

...und bei Nacht.

Heute erhebt sich am Anfang des Gebietes, auf dem sich das Ghetto befand, ein Gefängnis und das Kerngebiet des ehemaligen Ghettos ist mit modernen Neubaublocks bebaut. Da die Stadt im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, stehen hier nur noch wenige alte Häuser. Die jedoch, die noch dort sind, erscheinen uns als besonders geschichtsträchtig. Fast ein bisschen gruselig sind diese größtenteils schäbigen architektonischen Zeitzeugen im Licht der Abenddämmerung. Eine Kommilitonin informiert uns an verschiedenen Stellen unseres Weges über den Umgang der Deutschen mit den Przemyśler Juden und die Zustände im Ghetto. Wir suchen ein Denkmal, dass es hier für die ermordeten Menschen geben soll, an der Stelle wo sich während der NS-Besatzung der Judenrat Przemyśls traf. In der zunehmenden Dunkelheit finden wir es aber nicht. Auf dem Rückweg kommen wir erneut am Gefängnis vorbei. Es kommt mir nun erst recht unheimlich vor und es erscheint mir geradezu symbolhaft, dass es sich ausgerechnet hier befindet.

Auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos.




Um den Abend nicht allzu düster ausklingen zu lassen, beschließen wir, uns noch kurz in eine Bar zu setzen. Bei Glühwein und Bier finden wir zurück in eine gelöste, gemeinschaftliche Stimmung und verbringen einen sehr gemütlichen Abend.

Sonntag, 21. April 2013

3. April: Volles Programm in Krakau

Der nächste Morgen beginnt für mich mit einer organisatorischen Überraschung: Obwohl  fünfzehn Exkursionsteilnehmer sich drei Duschen teilen, bleibt der große Sturm auf die Bäder aus. Der Grund: fast alle schlafen noch. Gut für mich, denn ich kann nun ganz in Ruhe duschen. Auch als die Langschläfer zehn Minuten vor dem Frühstück aufstehen, hält das Chaos sich in Grenzen. Weniger erfreulich ist jedoch der Blick aus dem Fenster: Es segeln dicke, feuchte Schneeflocken zur Erde und auf den Straßen vermischt sich der schmelzende Schnee der letzten Tage mit der neuen Feuchtigkeit zu einem matschigen Brei.

Der Rathausturm auf dem Markt.

Nichtsdestotrotz machen wir uns auf den Weg zu unserem ersten Termin. Wir stapfen durch den dreckigen Schnee zum Marktplatz. Dort befindet sich das International Cultural Centre, das sich mit kulturellem Erbe, Multikulturalismus, Identität und Erinnerungskultur in Mittel- und Osteuropa beschäftigt. Für uns ist die Institution deshalb so interessant, weil sie gerade in Kooperation mit Forschern aus Polen, der Ukraine und Österreich eine Ausstellung zum Thema "Mythos Galizien" konzipiert. Unsere Gesprächspartnerin vor Ort stellt uns nun die Ergebnisse der bisherigen Arbeit an dem Projekt vor. Geplant ist eine kurze, um Objektivität bemühte Darstellung der historischen Situation Galiziens innerhalb der k.u.k. Monarchie und anschließend eine Präsentation der Rezeption der gemeinsamen Geschichte durch die verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Anhand von historischen Dokumenten und Kunst soll gezeigt werden, wie Österreicher, Polen, Ukrainer und Juden diese Zeit damals und heute betrachtet haben. In diesem Zusammenhang weist die Mitarbeiterin uns auch darauf hin, dass Galizien heutzutage durch seine mythische Verklärung, die eine verlorene multiethnische Einigkeit und ländliche Ursprünglichkeit heraufbeschwört, zu Marketingzwecken eingesetzt wird. Dass sich mit dem Schlagwort Galizien Dinge verkaufen lassen, werden wir später noch feststellen: So entdecken wir in Polen "galizische" Taxiunternehmen und Weinhandlungen und in der Ukraine sogar eine Serie von Milchprodukten, die den Namen Galizien trägt und auf deren Plakaten grüne Wiesen eine romantisch-traditionelle Landwirtschaft suggerieren.
Neben der Vorstellung und anschließenden Diskussion des Ausstellungskonzepts bekommen wir auch eine kurze Führung durch das Gebäude des Zentrums. Obwohl es von außen ebenso aussieht, wie die anderen historischen Häuser am Markt, ist es von innen sehr modern: Hier hat man zwei Häuser verbunden und so einen lichtdurchfluteten Innenhof geschaffen. Auch der Vortragsraum mit angeschlossener Dachterrasse, in dem wir uns hauptsächlich aufhalten, zeugt von der aufwendigen Verschmelzung von alter Bausubstanz und moderner Architektur und ermöglicht uns einen tollen Ausblick über die Dächer Krakaus.

Der Innenhof des Collegium Maius.

Nach diesem Termin machen wir uns auf, um die Stadt zu erkunden. Diejenigen von uns, die schon einmal hier waren, führen die Gruppe zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Wir beginnen mit der Jagiellonen-Universität und besuchen ihr ältestes Gebäude, das Collegium Maius. Die Universität, die als die zweitälteste Mitteleuropas gilt (nur die Prager Universität ist älter) wurde im 14. Jahrhundert gegründet. Das aus dieser Zeit stammende und mehrmals umgebaute Collegium Maius hat seinen mittelalterlichen Charme bewahrt und beherbergt heute das Museum der Universität. Leider können wir uns nur in den Kreuzgängen rund um den Innenhof bewegen - weil immer wieder größere Mengen Schnee vom Dach des Gebäudes rutschen, ist der Platz selbst abgesperrt.

Aus dem alten Kalkstein ragen die eingeschlossenen Steine.

Unser nächster Halt ist das aktuelle Hauptgebäude, das Collegium Novum. Dieses neugotische Gebäude spiegelt, wie viele Bauten Krakaus, ein Stück Geschichte wider: Es wurde während Krakaus Zugehörigkeit zum österreichischen "Königreich Galizien und Lodomerien" (1846 - 1918) errichtet. In dieser Zeit wurde sowohl in polnisch als auch in deutsch unterrichet und geforscht. Als Polen nach 1918 wieder als unabhängiger Staat existierte, wurde polnisch die alleinige Sprache and der Krakauer Universität. Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurden 183 Professoren und Mitarbeiter der Universität verhaftet und deportiert. Ziel dieser "Sonderaktion Krakau" war es, die polnische Bildungselite zu zerschlagen. Trotz dieser Ereignisse wurde der Lehrbetrieb jedoch im Untergrund fortgesetzt.

Eisige Romantik vor der Uni.

Das Denkmal von Nikolaus Kopernikus vor dem Hauptgebäude

Als nächstes besuchen wir die römisch-katholische St.-Anna-Kirche. Sie ist das erste von sehr vielen Gotteshäusern, die wir besuchen. Zu Hause wird es mir später schwerfallen, meine vielen Fotos den jeweiligen Orten zuzuordnen.
Kurz darauf erreichen wir wieder den Marktplatz. Nachdem wir uns dort bisher nur flüchtig umgesehen hatten, folgt nun eine längere Besichtigung. Einziges Manko: ein Großteil der Gruppe klagt mittlerweile aufgrund ihres unzureichenden Schuhwerkes über nasse und kalte Füße. Ich selbst bin zum Glück mit meinen Wanderschuhen sehr gut für den Schneematsch gerüstet und fühle mich trotz der unangenehm feuchten Kälte noch recht wohl in meiner Haut. So kann ich dann auch meine Umgebung in Ruhe betrachten und auf mich wirken lassen: Der Krakauer Hauptmarkt ist umstanden von prächtigen Bürgerhäusern und erhielt sein heutiges Aussehen im 19. Jahrhundert. In der Mitte des Platzes stehen die Tuchhallen, die früher das Handelszentrum der Stadt bildeten. Heute werden darin vor allem Präsente und Souvenirs an Touristen verkauft. Etwas fehl auf dem winterlichen Platz wirkt auf mich die - vermutlich von Ostern übriggebliebene - Frühlingsdekoration: Auf mit Blumen geschmückten Stangen thronen Plastikstörche über dem Rynek und zeugen von einer Hoffnung auf Sonne und gutes Wetter, die mir schon ein wenig abhanden gekommen ist.

Blick auf die Tuchhallen.

Diese Störche sind zu früh dran.
 
Am Markt steht außerdem die Marienkirche, eines der Wahrzeichen Krakaus. Darüber, warum ihre beiden Türme unterschiedlich sind, gibt es eine Legende: Angeblich bauten zwei Brüder die Kirche, die darüber schon bald in einen Wettstreit gerieten. Als der ältere Bruder seinen Turm abgeschlossen hatte, gerieten die beiden so in Streit, dass er seinen jüngeren Bruder schließlich aus Angst, dieser könnte einen höheren Turm bauen, erstach. Das Messer, das er dazu benutzte, lagert noch heute in den Tuchhallen.
Während meine Kommilitonin uns die Geschichte erzählt, werde ich allerdings abgelenkt: Ein Mann füttert die vielen Tauben auf dem Markt und ist schon bald Mittelpunkt eines regelrechten Vogelschwarms. Zwischenzeitlich sitzt eines der Tiere sogar auf seiner Mütze, was einen meiner Mitreisenden zu der Voraussage inspiriert, dass der Mann selbst der nächste Gang der Vogelmahlzeit sei.

"Die Vögel" reloaded? ;)

Nachdem wir dieses Spektakel beobachtet haben, begeben wir uns in die Kirche, auch sie ist römisch-katholisch und innen sehr prächtig ausgestaltet. In ihr wird auch dem ehemaligen, polnischen Papst Johannes Paul II. gedacht. Dieser war von 1964 bis 1978 Erzbischof von Krakau gewesen.
Nach unserem Besuch in der Kirche machen wir uns auf den Weg zum Wawel, den wir nun auch im Tageslicht sehen möchten. Unterwegs machen wir Halt in einer "Bar mleczny". So werden in Polen Selbstbedienungsrestaurants genannt, in denen man für wenig Geld schnell polnisch essen kann. In dem Lokal mit Mensaatmosphäre teile ich mir mit einer Kommilitonin klassische Pierogi. Die Teigtaschen sind in Butter geschwenkt und machen ordentlich satt. Trotzdem ärgern wir uns ein bisschen beim Blick auf den Teller unserer Tischnachbarin: Sie hat Pirogi ruskie bestellt, die mit Kartoffel und Käse gefüllt sind. Im Vergleich dazu erscheinen uns unsere puren Teigtaschen recht langweilig.
Gut gestärkt geht es dann weiter zum Wawel. Leider reicht die Zeit nur, um einmal auf den Burghügel zu steigen und ein paar Fotos zu machen. Außedem erzählt eine von uns die Legende vom Drachen, der in einer Höhle des Wawelhügels hauste und Angst und Schrecken verbreitete. Der Ritter Krak besiegte ihn schließlich durch List und am Ort seines Sieges wurde eine Stadt errichtet - Krakau. Auch heute noch gibt es an der Seite des Burghügels, die der Weichsel zugewandt ist, eine Höhle, vor der mittlerweile das Denkmal eines Drachens steht. Dort waren wir gestern abend gewesen.

Historische Bauten und antike Reste auf dem Wawelhügel.

Rund um den Innenhof.

Architektonisch sehr interessant.

Der Blick auf die Weichsel.

Leider können wir nicht länger verweilen, denn wir haben es eilig: Wir müssen um 15:30 in der Fabryka Schindlera sein, wo wir eine Führung durch das Museum bekommen. Es ist im Verwaltungsgebäude der Fabrik Oskar Schindlers eingerichtet. Das Lager, dass auf dem Gelände für die beschäftigten Juden errichtet wurde, ist nicht erhalten. Da das Gebäude etwas außerhalb des Stadtzentrums im Stadtteil Podgórze liegt, müssen wir mit der Tram dorthin fahren. Prompt erfüllt sich Murphys Gesetz und wir steigen an der falschen Station aus - fatal, denn wir waren sowieso schon spät dran. Schließlich treffen wir eine halbe Stunde zu spät in der ehemaligen Emailliewarenfabrik von Oskar Schindler ein. Bis alle ihre Jacken und Rucksäcke abgegeben und auf Toilette gegangen sind, beträgt die Verzögerung schon fast eine dreiviertel Stunde - zum offensichtlichen Missfallen unserer Führerin. Schon bald rast sie mit uns durch die Ausstellung und sorgt in mitunter etwas harschem Ton dafür, dass wir zusammenbleiben und nicht trödeln. Es ist schade, dass sie uns so treibt, aber auch verständlich, denn kurz hinter uns folgt eine italienische Gruppe. Durch unsere Verspätung haben wir den Zeitplan gehörig durcheinandergewirbelt. Nichtsdestotrotz ist es sehr interessant ihr zuzhören, wie sie über die NS-Herrschaft in Krakau und vor allem über das Schicksal der Krakauer Juden berichtet. Natürlich gibt es auch viele Anknüpfungspunkte zum Film "Schindlers Liste". Nach der Führung bitten ich und eine Kommilitonin darum, noch einmal auf eigene Faust durch die Ausstellung gehen zu dürfen, um uns einige Aspekte noch einmal genauer und in Ruhe ansehen zu können - kein Problem. Obwohl wir uns schon vorher ein wenig müde gefühlt hatten und uns einig waren, dass wir "nur nochmal kurz schauen" wollen, verbringen wir noch einmal über eine Stunde im Museum. Die Ausstellung ist sehr modern und multimedial gestaltet. Einziges Manko für mich: an einigen Stellen ist mir die Verbindung zum Film zu stark und obwohl unsere Museumsführerin auch oft auf fiktive Elemente in "Schindlers Liste" hingewiesen hat, bleiben an manchen Stellen die Grenzen zwischen Wahrheit (so sie nach so langer Zeit noch klar zu definieren ist) und Legende unscharf.

In Kazimierz.

Kurz vor Schließung der Ausstellung begeben wir uns auf den Heimweg. Wir sind selbst erstaunt und auch mächtig stolz, dass wir Zwei ganz ohne Komplikationen den Weg finden, obwohl wir nur rudimentär polnisch sprechen und vorher noch nie in Krakau waren. Im Hostel angekommen verschnaufen wir erstmal bei einer Tasse Tee. Da die anderen offenbar schon unterwegs sind (später erfahren wir, dass sie in der Pizzeria im Erdgeschoss der Herberge waren), beschließen wir, auf eigene Faust noch einmal nach Kazimierz zu gehen. Dort essen wir erstmal in einem Imbiss ein Stück Pizza, bevor wir uns in eine kleine Bar in einer Seitenstraße des Marktes begeben. Sie gefällt mir sogar besser als die Kneipe von gestern, denn hier ist es ein wenig ruhiger. Die antik-romantische Einrichtung tut ihr übriges, sodass wir uns bei einem Glas Wein gut entspannen können.

Das Schaf verfolgt mich - in Belgien war es auch schon. ;)

Freitag, 12. April 2013

2. April: Aufbruch nach Galizien

Schon um 6 Uhr stehe ich am Bahnhof. Für mich normalerweise keine Zeit, um schon durch die Welt zu laufen, aber ich habe einen guten Grund: Heute startet meine Exkursion nach Galizien. In einem Uniseminar hatte ich mich ein Semester lang mit diesem interessanten Gebiet beschäftigt, das heutzutage in Ostpolen und der Westukraine liegen würde. In der Region, die von 1867 bis 1918 zu Österreich gehörte, existierte lange Zeit eine ethnische und religiöse Vielfalt, die jedoch infolge der beiden Weltkriege zerstört wurde. Die Zeit in der k.u.k. Monarchie, in der Polen, Ukrainer, Juden, Deutsche und Armenier noch gemeinsam auf diesem Gebiet wohnten, wird in der Rückschau oft mythisch verklärt. Heute gehören die Regionen des ehemaligen Galizien zu den ethnisch homogensten Polens bzw. der Ukraine.


Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Galiz20.gif

Bevor ich diesen Landstrich jedoch sehen kann, steht erstmal eine lange Reise auf dem Programm: Bereits am Ostbahnhof treffe ich einige Kommilitonen,  die wie ich erstmal zum Treffpunkt in Frankfurt (Oder) gelangen müssen. Von dort geht es dann geschlossen mit dem Berlin-Warschau-Express weiter. Obwohl ich mich am Morgen noch ziemlich müde gefühlt hatte, schlafe ich wärend der Zugfahrt nur kurz - jetzt wo es endlich losgeht, bin ich doch munter.
Gegen zwölf erreichen wir die Station Warszawa Zachodnia. Dort erwartet uns eine erste Hürde: Die Platzreservierungen, die wir bei der Deutschen Bahn bestellt hatten, gelten nicht für unseren Anschlusszug und wir erfahren, dass dieser bereits so voll ist, dass wir auch keine Platzkarten mehr bekommen können. Nachdem wir eine Weile mit den Bahnmitarbeitern und untereinander diskutiert haben, beschließen wir, einfach Plätze für den darauffolgenden Zug zu reservieren und eine Stunde später zu fahren. Das Risiko, auf der dreistündigen Fahrt nach Krakau im Gang zu stehen, möchten wir nicht eingehen. Immerhin: Die Platzreservierungen sind kostenlos.
Da wir jetzt etwas mehr Zeit in Warschau haben, fahren wir zunächst zum Hauptbahnhof und machen in kleinen Grüppchen die unmittelbare Umgebung unsicher. Wenn man den Bahnhof verlässt, sticht einem zunächst der Kulturpalast ins Auge. Das höchste Gebäude Polens war ein Geschenk der Sowjetunion an Polen und ist deshalb noch heute bei einigen Polen eher unbeliebt. Trotzdem ist der Wolkenkratzer, in dem sich mehrere TV- und Radiosender sowie andere Kultureinrichtungen befinden, eines der Wahrzeichen der Stadt.

Die Warschauer Skyline mit Kulturpalast.

Nach einer kleinen Stärkung fahren wir schließlich weiter nach Krakau (poln.: Kraków), wo wir erstmal unser Gepäck im gemütlichen Hostel abstellen. Ehe wir von dort wieder loskommen, dämmert es bereits. Unsere erste Erkundung führt uns in das ehemals jüdische Viertel Kazimierz. Nachdem während der deutschen Besatzung fast alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde Krakaus ermordet wurden, verfiel das Viertel zunächst. Inzwischen sind jedoch die meisten alten Gebäude saniert worden und viele Touristen besuchen das Viertel, das neben vier erhaltenen Synagogen zahlreiche Bars und Restaurants - teilweise mit jüdischer Küche - bietet.
Auch wir streifen durch das kleinstädtisch anmutende Kazimierz wo wir die Synagogen und alten Gebäude betrachten. Erstes Ziel unserer Besichtigung ist die Remuh-Synagoge, die auch heute noch für religiöse Zwecke verwendet wird. Nur wenige Meter davon entfernt steht die älteste Synagoge der Stadt, die bereits anfang des 15. Jahrhunderts errichtet wurde. Heute beherbergt sie eine Ausstellung zur jüdischen Kultur.

Das Tor zum Friedhof der Rehmu-Synagoge.

Nachdem wir eine Weile durch das Viertel flaniert sind, wird es Zeit für eine Stärkung: Am Plac Nowy gönnen wir uns an einem der in einem Rondell angeordneten Imbisse ein Zapiekanka - mit Käse überbackenes Baguettebrot. Ich entscheide mich für die traditionelle Variante mit Champignons und Kräutersauce. Mmh! Später löschen wir unseren Durst in der Szene-Bar Alchemia.
Danach mache ich mich mit ein paar Kommilitonen noch auf den Weg ins Stadtzentrum. Wir müssen uns beeilen, damit wir eines der Wahrzeichen der Stadt nicht verpassen: den Hejnał. Dies ist ein Trompeter, der zu jeder vollen Stunde vom Turm der Marienkirche aus eine Signalmelodie in alle vier Himmelsrichtungen spielt. Darum, weshalb er das Lied nie zu Ende spielt, rankt sich eine Legende: Bei einem Mongolenangriff 1241 spielte der damalige Trompeter das Alarmsignal, wurde aber von einem Pfeil getötet, bevor er die Melodie beenden konnte. In Erinnerung an dieses Ereignis bricht auch heute noch das Lied mittendrin ab. Zwar kann ich später nicht genau sagen, ob ich den Trompeter wirklich gesehen oder mir doch nur eine Silhouette auf dem Turm eingebildet habe, trotzdem ist es ein toller Moment, auf dem Marktplatz inmitten angestrahlter historischer Gebäude und erwartungsvoller Zuhörer den Hejnał blasen zu hören. Danach machen wir uns auf zum Wawel. Auch die ehemalige Residenz der polnischen Könige ist beleuchtet. Wir umrunden sie und genießen noch ein wenig das besondere Flair des nächtlichen Krakau.


Freitag, 19. Oktober 2012

Goldener Herbst in Frankfurt


Blick auf die Alte Oder.
Hinter der Grenze gibt es noch mehr Natur.

Endlich ist es soweit! Mein Masterstudium in Frankfurt (Oder) beginnt!
Da ich zwischen den ersten Kursen eine Freistunde habe, nutze ich die Zeit, um mir die Umgebung etwas genauer anzusehen. In nur wenigen Minuten bin ich auf der Insel Ziegenwerder direkt hinter der Uni, die ich nun gemütlich umrunde.
Biber in der Stadt?!
Auf diesem kleinen Stück Land fällten die Korbmacher früher Weiden für ihr Handwerk, später ließ man auf den Auwiesen Ziegen weiden. Heute ist ein Teil der Insel zu einem "Europagarten" umgestaltet. Mir gefällt jedoch die natürliche Hälfte des Eilandes besser: In der Herbstsonne leuchten die Blätter der Laubbäume besonders schön. Auf der Insel scheinen sich jedoch nicht nur die Menschen zu erholen, auch die Tiere scheinen es hier gut zu haben: nicht nur, dass ich viele Vögel herumflattern sehe und wahre Wolken von Marienkäfern ihren letzten Ausflug vor dem Winter machen, ich entdecke sogar einen Baum, der anscheinend von einem Biber gefällt wurde.

Farbspiel am Ufer.
Flauschig ;)

Samstag, 10. September 2011

3. - 5. Sept: Kuschelwochenende in Prieros

Nach einer langen urlaubsfreien Zeit, habe ich endlich wieder etwas zu schreiben ;)
Endlich Urlaub!
Diesmal geht es nicht ganz soweit weg: Mein Freund und ich fahren nach Prieros in Brandenburg. Dort haben wir, mithilfe eines Gutscheins zu einem tollen Preis, zwei Nächte in einem Drei-Sterne-Hotel gebucht. Am Samstagmorgen wird erstmal gepackt. Ich fühle mich jetzt schon herrlich entspannt, denn seit Donnerstag bin ich mit meiner letzten Hausarbeit fertig. Deshalb wandern in den Rucksack zur Abwechslung mal keine Bibliotheksbücher, sondern ein Freizeitroman, Schokolade, Strickzeug und - ganz wichtig - Badesachen. All das und noch einige Kleinigkeiten mehr sorgen dafür, dass meine Tasche am Ende doch wieder ziemlich schwer wird ;)
Dann geht es endlich los: Wir steigen bei schönstem Sonnenschein in die S-Bahn nach Königs Wusterhausen und der Kurzurlaub beginnt. Dort angekommen wartet schon der Shuttle-Service vom Hotel auf uns. Während wir in dem etwas klapprigen Transporter die ca. 20km nach Prieros zurücklegen, erzählt uns unser Fahrer ein bisschen über unser Ziel. Da unser Hotel im Wald hinter dem Dorf liegt, durchqueren wir den ganzen Ort und bekommen so schon mal eine kleine Rundfahrt, bei der unser Chauffeur uns fröhlich über die Sehenswürdigkeiten von Prieros informiert.
Im Hotel angekommen, bringen wir zuerst unsere Sachen aufs Zimmer, dann drehen wir eine kleine Runde über das Gelände unseres Feriendomizils. Der erste Eindruck des Hotels Waldhaus Prieros ist sehr gut: Hier werden wir uns sicher wohl fühlen. Die weitläufige Anlage direkt am Streganzer See liegt mitten im Wald und bietet viele Beschäftigungsmöglichkeiten.
Nach dem Baden.
Als nächstes sehen wir uns das Dorf selbst an. Auf unserem Weg kommen wir an der Schleuse von Prieros vorbei und überqueren die Dahme. Auf dem Fluss sind heute viele Schiffe unterwegs, denn alle wollen das schöne Wetter nutzen. Unsere nächste Station ist der Biogarten von Prieros. Diesen hatte uns unser Fahrer besonders empfohlen. Gegen einen kleinen Eintrittspreis kann man sich hier ansehen, wie biologisches Obst und Gemüse angebaut wird. Die Ernte, zur Zeit Kürbisse, Zucchini und Kartoffeln, wird am Einlass verkauft. Auch einen großen Kräutergarten gibt es auf dem Gelände. Noch interessanter als den Nutzgarten finden wir jedoch den zweiten Teil der Anlage, in dem die verschiedenen Lebensräume der Region im Kleinen nachgebildet und erklärt sind. Hier gibt es unter anderem eine kleine Heidelandschaft und ein Moor zu sehen. Zu meinem großen Erstaunen ist das Moor so angelegt, dass man es mit Gummistiefeln auf festgelegten "Wasserstraßen" sogar begehen kann. Da wir aber nicht mit nackten Füßen in das braune Wasser gehen möchten, gucken wir nur von außen. Dafür begibt mein Freund sich barfuss auf den Tastpfad und errät mit geschlossenen Augen, auf welchem Untergrund er gerade geht. Im liebevoll angelegten Teich entdecken wir viele Frösche und können auch Libellen, Wasserschnecken und -käfer beobachten. Leider habe ich meinen Fotoapparat im Hotelzimmer vergessen :/
Im Wald.
Nachdem wir den Garten ausgiebig erkundet haben, schauen wir uns den Rest des Ortes an. Zwar hat die Touristinformation schon geschlossen, aber wir finden neben der kleinen Kirche eine Infotafel, auf der die Region mit all ihren Wander- und Radwegen abgebildet ist. Da wir uns morgen Fahrräder ausleihen wollen, planen wir mit dieser Karte schon einmal, wo es hingehen soll. Danach flanieren wir zurück zum Hotel, wo wir uns schnell umziehen. Es ist nämlich so warm, dass wir  beschlossen haben, den hoteleigenen Badestrand zu nutzen. Das Wasser ist im ersten Moment recht kalt, als wir aber erstmal komplett nass sind, ist es wunderbar erfrischend. Wir schwimmen ein wenig und spazieren dann gemütlich im Sonnenschein zurück aufs Zimmer, um uns umzuziehen.
Anschließend setzen wir uns gemütlich auf eine Bank am Seeufer und lesen ein wenig, bevor wir uns zum Abendessen auf die Terrasse des Restaurants begeben. Als wir so gemütlich an unserem Tisch sitzen, spricht uns ein kleiner Junge an. Er ist auf einer Familienfeier hier im Hotel und langweilt sich. Sein Name ist Erik und wir unterhalten uns mit ihm sehr nett über Star Wars, Tomatensuppe und Geburtstage von alten Onkeln. Zum sehr leckeren Hauptgang sind wir dann aber wieder unter uns, denn der Eriik und seine Eltern haben sich auf den Heimweg gemacht.

Unterwegs auf dem Dahme Radweg.
Die Dahme bei Märkisch Buchholz.

Der nächste Morgen beginnt mit einem gemütlichen Frühstück. Auch diesmal sitzen wir draußen auf der Terrasse und genießen die warmen Sonnenstrahlen. Dann bestellen wir unsere Fahrräder. Bis wir sie abholen können, haben wir noch eine dreiviertel Stunde Zeit. Ich nutze sie, um nochmal ein kleines Nickerchen zu machen und bin dann richtig frisch und ausgeruht. Die erste Etappe unserer Radtour fahren wir auf dem Dahme Radweg. Durch den lichten Brandenburger Wald  geht es nach Süden. Nach kurzer Zeit erreichen wir die Schleuse  Hermsdorfer Mühle. Zeit für einen ersten Fotostop! ;) Unser weiterer Weg führt uns nach Märkisch Buchholz. Am Ortseingang kann man hinunter zur Dahme gehen. Dort gibt es einen kleinen, von vielen Enten bevölkerten Strand. Mir ist mittlerweile sehr warm und so beschließe ich, meine Füße zu baden. Als ich jedoch einen Schritt auf den Strand wage, versinke ich bis zum Knöchel im Morast. Das war wohl nichts!
Nach diesem amüsanten Vorfall fahren wir weiter zu unserem Etappenziel Briesen. Auf dem Weg dorthin kommen wir zu meiner großen Freude an einer Schafweide vorbei. Von weitem können wir auch das Badeparadies Tropical Island sehen: Es liegt wie ein abgestürztes Ufo in der Landschaft. In Briesen selbst gibt es ein Schloss. Leider kann man sich das romantische Bauwerk, in dem sich ansonsten ein Restaurant befindet, heute nur von außen ansehen - oder gleich mieten.

Das Schloss Briesen.
Interesse? ;)

Wir radeln ein paar Kilometer zurück nach Märkisch Buchholz. Dort kehren wir in einem kleinen Eiscafé ein. Zu meiner großen Verwunderung befindet sich in meinem leckeren Heidelbeerbecher auch ein Stück Melone. ;) Während wir unser Eis genießen, planen wir unsere weitere Tour. Schließlich fahren wir auf dem Hofradweg weiter Richtung Groß Köris. Da der Weg aber zumindest in unserer Richtung recht schlecht ausgewiesen ist, verfahren wir uns ein wenig. Letztendlich kommen wir aber doch an. Bei Groß Köris  begeben wir uns auf den Fontanewanderweg. Als wir an einer tollen Badestelle am Klein Köriser See vorbei kommen, schaffe ich es auch endlich, meine Füße in das kühlende Nass zu halten. Die letzte Etappe unserer Radrundtour führt uns von Neubrück nach Prieros zurück. Leider kommt man hier nicht ans Ufer, da das Land den Angler- und Schützenvereinen der Umgebung gehört. Sie haben dort Campingplätze und Naherholungsstätten für ihre Mitglieder eingerichtet. Aus diesem Grunde können wir nicht ganz so fahren wie geplant und landen auf einen holprigen Betonweg. Dieser führt uns schließlich auf den Dahme Radweg zurück, auf dem wir dann die letzten Meter wieder komfortabel zurücklegen können.

Wohin?

Wieder im Hotel angekommen, gehen wir erstmal baden. Nach dieser herrlichen Erfrischung brauchen wir dann dringend eine Stärkung. Ich überlege, ob wir danach noch in die Sauna des Hotels gehen sollen, aber nach dem üppigen Abendessen sind wir beide so müde und träge, dass wir lieber in unserem Zimmer noch ein bisschen fernsehen. Beim Essen selbst werden wir so von Mücken geplagt, dass wir schon fast überlegen, ob wir nicht, trotz des wunderbar warmen Abends, lieber drinnen essen sollten. Als wir der Kellnerin unser Leid klagen, bringt sie uns freundlicherweise eine Flasche Autan. Wir dieseln uns ordentlich ein und können so doch noch den letzten Abend in Ruhe genießen.
Am Montag ist es grau und diesig. Im Nieselregen mache ich noch ein paar letzte Fotos von unserem Feriendomizil, bevor wir entspannt den Heimweg antreten. Bei diesem Wetter fällt der Abschied zum Glück nicht ganz so schwer.

;)

Mittwoch, 18. Mai 2011

3. April: Führung durch Brüssel

Unseren letzten Tag in Belgien widmen wir wieder der Stadt Brüssel. Nach unserer etwas planlosen Erkundung am Freitag bekommen wir nun von meiner Freundin eine umfassende Führung. Von ihrem Wohnort aus begeben wir uns zu Fuß ins Stadtzentrum. Dabei kommen wir ein einer Kirmes mit ein paar kleinen Karussels und vielen Verkaufsständen vorbei. Wir passieren das Stadtteilfest ohne den vielen Leckereien viel Aufmerksamkeit zu schenken. Zu schwer wiegt das Speculoos- Frühstück.

Das "Brandenburger Tor" im Jubelpark.

Wir flanieren weiter durch die hübschen Wohnviertel der Stadt und gelangen bald zu unserem ersten touristischen Highlight für heute: Der Jubelpark. Hier steht ein großer Triumphbogen, der an das Brandenburger Tor erinnert. Wir warten bis zur Eröffnung des kostenlosen Militärmuseums, denn von dort aus kann man mit Hilfe eines Aufzuges und ein paar Treppenstufen auf das Tor gelangen. Von dort aus haben wir einen tollen Ausblick auf Brüssel. Von den Menschen, mit denen wir das Museum betreten haben, begeben sich wie wir fast alle auf direktem Wege auf die Aussichtsplattform. Niemand scheint sich wirklich für die antiken Waffen zu interessieren. Ich hoffe daher, dass die Mitarbeiter des Militärmuseums keine leidenschaftlichen Liebhaber der Kriegskunst sind und eine gewisse Distanz zu ihrer Arbeit haben. Ansonsten könnte dieses Verhalten für sie doch etwas deprimierend sein...

Verkehrsplanung in Brüssel - Hier verläuft die Straße unter dem Park.

Der Blick zur anderen Seite.

Unser Weg führt uns weiter Richtung Stadtzentrum. Wir machen einen kleinen Abstecher zu einem Wochenmarkt, kommen aber leider zu spät: Die Händler sind schon beim Abbauen. Also geht es gleich weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit: Wir schauen uns das EU-Parlament an. Der moderne Gebäudekomplex besteht aus sehr viel Glas und Stahl. Nicht ganz mein Geschmack, aber trotzdem ist es interessant zu sehen, wo die Europa-Abgeordneten arbeiten.

Auf dem Gelände des EU-Parlaments.


Das Musikinstrumentenmuseum.
Der Frühling ist da.



















Wir schlendern weiter Richtung Stadtzentrum und kommen dabei am Königspalast vorbei. Auch das baulich interessante Musikinstrumentenmuseum sehen wir uns, zumindest von aussen, an. Dann erreichen wir schließlich unser Ziel, den Grand-Place. Hier versammeln sich hübsche barocke Häuser um einen Platz, der voller Menschen ist. Vor allem Touristen aus verschiedenen Nationen wuseln hier durcheinander. Die hellen Fassaden sind üppig mit Gold verziert. Dies zeugt davon, wie reich die Stadt Brüssel im 17. Jahrhundert war.

Auf dem Grand-Place.

Das Brüsseler Rathaus.

Gleich um die Ecke gibt es einen Waffelstand, der meiner Freundin wärmstens empfohlen wurde. Wir haben uns mittlerweile alle ordentlich Kohldampf angelaufen und freuen uns schon auf warme Brüsseler Waffeln. Ein Schild über der Waffelbude verspricht, dass man  seine Waffel für einen Euro pro Stück bekommt. Wir stellen uns an und werden während der kurzen Wartezeit schon ganz gierig, denn im Schaufenster sind die tollsten Waffelkreationen ausgestellt. Als wir dann bestellen wollen, stellen wir fest, dass "belegte" Waffeln ganze fünf Euro kosten. Der Preis von einem Euro gilt allerdings nur, wenn man die Waffel pur nimmt. Da wir uns aber nun schon auf unsere Luxuswaffel gefreut haben, nehmen wir trotzdem die teure Variante. Auf meiner Waffel sind Erdbeeren, Unmengen von Sahne und Schokosauce aufgetürmt. Wir suchen uns ein etwas ruhigeres Plätzchen und beginnen mit der Schlemmerei. Es schmeckt super, und keiner von uns bereut, so viel Geld für die Waffeln bezahlt zu haben. Allerdings hat die Waffel, als sie erstmal gegessen ist, eine ähnlich beschwerende Wirkung wie Speculoos. Aber: Das wars wert. :D

Waffelpause. ;)

Als letzte Station in der Innenstadt schauen wir uns Manneken Pis an. Zwar hatten mich schon mehrere Leute vorgewarnt, dass das Brüsseler Wahrzeichen recht klein ist, als ich nun aber davor stehe bin ich doch erstaunt, wie klein er ist. Zudem kommt man auch nicht besonders nah an die Statue heran, da der Brunnen eingezäunt ist. Jule und ich machen ein obligatorisches Touristenfoto, dann geht es weiter.
Wir fahren nun mit der Metro ein Stück aus der Stadt raus, denn wir wollen als letzten Punkt unserer Führung noch das Atomium sehen. Wir steigen an der Station Heysel aus und befinden uns direkt auf dem Brüsseler Messegelände. Hier steht das Atomium, das zur Weltausstellung 1958 gebaut wurde. Das Wetter ist gut und so glänzt der Bau hübsch in der Sonne. Zeit für eine Fotosession! ;) Wir umrunden das übergroße Eisenatom und halten uns noch ein wenig im angrenzenden Park auf, bevor wir uns, nach dieser ausführlichen Stadterkundung etwas flasterlahm und müde, auf den Weg nach Hause machen.

Ein Teilchen des Atomiums.
Man beachte den schwarzen Punkt in der Mitte. ;)

Dort angekommen wird erstmal gekocht: Es gibt selbstbelegte Pizza auf der Terasse. Später schauen wir uns dann noch "Brügge sehen... und sterben?" an und lassen mit diesem passenden (und wie ich finde tollem) Film den Abend ausklingen.
Der nächste Tag beginnt viel zu früh um 4 Uhr morgens. Diesmal verschlafe ich beinahe den Start des Flugzeugs.